Insel Ven: Idylle zum Wandern im Öresund

Leuchtturm auf der Insel Ven

Die Insel Ven ist ein wirklich kleines Eiland im Öresund zwischen Dänemark und Schweden. Wirklich klein bedeutet, dass es nur vier Kilometer lang und 2,2 Kilometer breit ist. Ein Sahnebonbon für einen erholsamen Tagesausflug zum Wandern und Radfahren!

Als ich im Juli 2022 kurz davor bin, mit dem Fahrrad Landskrona zu erreichen, bemerke ich Ven während einer Pause am Strand von Borstahusen. Und ich erfahre, dass regelmäßig Fähren die Insel ansteuern und sich ein Besuch mit einer Radreise auf dem Sydkustleden kombinieren ließe. Obwohl ich das einladende Extra total gerne mitnehmen würde, bin ich faul und bummele gemütlich durch Landskrona. Der starke Gegen- und Seitenwind auf dem Kattegatleden hat mir ganz schön zugesetzt!

Noch weiß ich nicht, dass ich neun Monate später wieder in Skåne bin und noch einmal die Gelegenheit bekomme, eine Radtour auf Ven zu realisieren – auf einem Leihrad.

Von Landskrona zur Insel Ven

Mit meiner Monatskarte von Skånetrafiken bin ich berechtigt, Busse und Bahnen in ganz Skåne zu nutzen – so oft ich will. Das Fährunternehmen Ventrafiken ist eigenständig, weshalb Passagiere für die Insel Ven ein zusätzliches Ticket benötigen. Eine Hin- und Rückfahrkarte kostet aktuell 180 schwedische Kronen (Stand: April 2023). Die Dame am Fahrkartenschalter in Landskrona fordert mich auf, mich sofort auf eine Uhrzeit für die Rückfahrt festzulegen. Zwar schränkt das die Flexibilität für Tagesausflügler ein bisschen ein, aber ich habe direkt richtig entschieden: Vier Stunden genügen, um ganz Ven zu erkunden, ohne zu hetzen.

Die Überfahrt nach Bäckviken dauert ungefähr eine halbe Stunde. Es ist ein milder, sonniger Frühlingstag, so dass es sich lohnt, die Zeit auf dem Außendeck zu verbringen. Wichtig zu wissen: Die Fähre transportiert auch Autos. Das heißt, dass Urlauber die Möglichkeit haben, mit dem PKW oder Camper anzureisen.

Bäckviken auf der Insel Ven
Ankunft in Bäckviken, Foto: Reise-Liebe

Wandern oder Radfahren auf Ven?

Ohne motorisiertes Fahrzeug gibt es auf Ven zwei Optionen, in die schwedische Insel-Idylle einzutauchen: Du kannst entweder eine Rundwanderung auf dem orange markierten Skåneleden machen oder dir eines der gelben Leihräder sichern. Man findet sie in allen Ortschaften auf Ven. Außerdem fährt ein grüner Inselbus von Skånetrafiken.

Nach der Ankunft in Bäckviken halte ich mich links, schleppe mich gefühlt 200 Meter bergauf und sehe sofort zu meiner Rechten den nächsten Fahrradverleih. Dort wähle ich das Standardrad der Insel Ven: Es ist gelb, etwas klapprig und ohne Gangschaltung. Natürlich stehen auch luxuriösere Fahrräder zur Auswahl, doch auf solch einer Mini-Insel reicht mir das Basic-Rad für 130 SEK pro Tag völlig aus.

Nun zur Alternative zu Fuß: Der Skåneleden-Rundwanderweg auf Ven ist etwa elf Kilometer lang und während eines vierstündigen Aufenthalts ebenfalls gut zu meistern. Er verläuft meist in Küstennähe. Mit einem Fahrrad bist du also besser bedient, wenn dich das Innere der Insel interessiert. Je nachdem, wohin es dich zieht, kannst du immer mal wieder die asphaltierten Straßen verlassen und ein Stück auf dem Skåneleden radeln. Für mich erweist sich das gelbe Rad dabei als nette Gehhilfe.

Gelbes Leihrad auf Ven
Gelbes Leihrad auf Ven, Foto: Reise-Liebe

Was gibt es auf der Insel Ven zu sehen?

Bei dem Traumwetter begegnen mir auf der Insel zahlreiche Tiere: Hasen hoppeln über die Felder und prächtige Fasanen-Männchen stellen den unscheinbaren Weibchen nach. Die bunten Vögel sind überall und leider zu scheu, um sie dicht vor die Kamera zu bekommen. Auch Lamas leben auf Ven. Ich beobachte ihr lustiges Widerkäuen am Rande ihrer umzäunten Wiese und anderorts treffe ich auf eine Möwe, die sich weder von mir noch von meiner Kamera einschüchtern lässt.

Das Meer leuchtet bei Sonnenschein tiefblau. Manchmal hat es sogar einen Türkis-Stich, der so weit im Norden überraschend wirkt und am Öresund immer mal wieder vorkommt. Viele Flächen auf Ven werden landwirtschaftlich genutzt. Man findet aber auch das eine oder andere Wäldchen mit alleenartigen Wegen für Wanderer und Radfahrer.

Trotz der Kleinheit gibt es auf der Insel vier Dörfer: den bereits erwähnten Hafenort Bäckviken im Osten, Tuna By und Norreborg im Norden und Kyrkbacken im Westen. Oberhalb des malerischen Hafens von Kyrkbacken thront die weiße Kirche Sankt Ibbs mit den für die Region charakteristischen Stufengiebeln. Von dort kannst du dich eine steile Straße bis zum Hafen mit den roten Holzhäusern hinabrollen lassen.

Kyrkbacken auf Ven
Kyrkbacken auf Ven, Foto: Reise-Liebe

Ja, es geht immer mal wieder auf uns ab auf Ven. Sobald man nah an der Küste wandert oder radelt, wird offensichtlich, dass es sich bei der Insel um ein bis zu 40 Meter hohes Plateau mit Steilküste handelt. Diese landschaftliche Besonderheit sticht bereits während der Fährüberfahrt ins Auge.

Falls du dich für Astronomie interessierst, hat das Eiland ebenfalls einiges zu bieten: das dem dänischen Astronomen Tycho Brahe gewidmete Museum, die Ausgrabungen des Observatoriums Uraniborg und der Sternwarte Stjerneborg. Zum Zeitpunkt meines Ausflugs ist das Tycho Brahe Museum allerdings geschlossen.

Im Gegensatz zur Whisky-Distillerie Spirit of Hven: Hier kannst du einkehren und die Insel-Spirituosen probieren. Anstelle von Hochprozentigem genieße ich lieber die fabelhafte Aussicht auf den Öresund und finde ausnahmsweise auch mal an einem Campingplatz Gefallen. Die Zelte sind riesig!


Deshalb gehört Ven zu Schweden

Möglicherweise fragst du dich schon die ganze Zeit beim Lesen: Warum gehört die Insel Ven zu Schweden und nicht zu Dänemark? Bis zum Frieden von Roskilde im Jahr 1658 war sie tatsächlich dänisch. Im Anschluss fand sofort eine Besetzung durch schwedische Truppen statt, doch die Dänen wollten Ven nicht hergeben. Erst der Frieden von Kopenhagen im Jahr 1660 machte das Eiland endgültig zu schwedischem Staatsgebiet. Dafür tauschten die Schweden Bornholm mit Dänemark. Die Nähe zum einstigen Feindesland bekomme ich nach meiner Ankunft gleich zu spüren: Mein Handy begrüßt mich in Dänemark. Bis ich dort ankomme, dauert es jedoch noch ein paar Tage … (as)

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