Befindest du dich auf einem Tallinn-Städtetrip und hast ein bisschen Zeit, um die Natur im Umland zu erkunden? Inmitten von dichten Wäldern, die Estlands Landschaften prägen, entdecken naturverbundene Reisende zahlreiche Juwelen. Eines der bekanntesten ist der Keila Wasserfall (estnisch: Keila juga) im Landkreis Harju. Er befindet sich am Rande des Dörfchens Keila-Joa, das du bequem mit einem öffentlichen Bus ab Tallinn erreichst.
Drittgrößter Wasserfall in Estland
Der Keila Wasserfall ist sechs Meter hoch und 50 Meter breit. Damit gilt er als der drittgrößte Wasserfall in Estland. Mich beeindruckt sein majestätischer Anblick noch mehr als der größere Jägala Wasserfall, den ich während meines Ausflugs in den Lahemaa Nationalpark bewundern durfte. Das ist jedoch Geschmackssache.
Die Wassermassen stürzen über eine Kaskade aus Kalkstein in die Tiefe, anschließend schlängelt sich der Fluss Keila durch den umliegenden Park, bis er kurz darauf in die Ostsee mündet. Bei einem Spaziergang rund um den Wasserfall kannst du ihn aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten, dabei Fotos schießen und dem beruhigenden Sprudeln des Wassers lauschen.
Wasserkraftwerk am Keila Wasserfall
Die Kraft des Wassers hat in Keila-Joa nicht nur einen positiven Einfluss auf die Seele. Sie erzeugt auch Strom. Laut Aufzeichnungen soll es dort schon im Jahr 1555 eine Wassermühle gegeben haben. Die Stromerzeugung begann 1826, als die Mühle ebenfalls dem Mahlen von Getreide diente und es vor Ort eine Fischzucht gab.
Im Laufe der Zeit wurde das Wasserkraftwerk mehrmals modernisiert, zum Beispiel im Jahr 1936. Nachdem es während der sowjetischen Ära ungenutzt geblieben war, setzte der neue Besitzer Eesti Energia das Wasserkraftwerk Anfang der 2000er Jahre instand, so dass es seit 2005 wieder umweltfreundlichen Strom produziert.
Die Wassermühle Mõisa steht mittlerweile im staatlichen Register der estnischen Kulturdenkmäler und lässt sich bei einem Spaziergang am Keila Wasserfall von außen besichtigen.
Das Herrenhaus von Keila-Joa
Von außen betrachten kannst du auch das freundlich hellgelbe Herrenhaus von Keila-Joa. Der neogotische Gutshofkomplex steht seit 1833 am Rande der Stromschnellen des Keila-Flusses. Das schlossartige Baukonzept basiert auf den Plänen des Architekten Hans von Stackenschneider, der später zu einem der wichtigsten Vertreter des Historizismus in Russland aufstieg.
Das Anwesen beherbergt ein Restaurant namens Schloss Fall, wo ich nur allzu gerne eine Tasse Kaffee trinken würde. Da im Saal aber gerade eine geschlossene Gesellschaft feiert, bleibt mir der Zutritt verwehrt. Ein paar Tage später erzählt mir eine neue Bekanntschaft auf Meetup, dass ein Verwandter demnächst im Herrenhaus heiraten werde. In der Region ist Schloss Fall nämlich eine gefragte Hochzeits-Location. Nun ahne ich auch, warum in der Nähe des Wasserfalls so viele Liebesschlösser hängen!
Flanieren im Park am Keila Wasserfall
Wenn du am Keila Wasserfall angekommen bist, dann nutze auch die Gelegenheit, einen langen Spaziergang durch den Park zu machen. Unter den vielen Brücken gibt es sogar eine Hängebrücke. Bei der Orientierung helfen Wegmarkierungen an den Bäumen. Zum Beispiel kannst du einen 2,1 Kilometer langen Naturpfad wählen.
Typisch für den idyllischen Park sind bewaldete Hügel, sattgrüne Täler, blühende Wiesen und die Keila als plätscherndes zentrales Element. Frisch angetraute Paare, die im Herrenhaus Hochzeit feiern, wissen diese Landschaft als Fotokulisse für ihren großen Tag besonders zu schätzen. Doch nicht nur die: Alle Gäste, die sich mit der Natur verbunden fühlen, finden im Park von Keila-Joa wunderschöne Fotomotive, von denen der Keila-Wasserfall wohl das spektakulärste ist. (as)
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