Wegen ihrer landschaftlichen Schönheit wird La Palma auch als „La Isla Bonita“ bezeichnet – die schöne Insel. Für mich bildet sie den krönenden Abschluss meines Winteraufenthalts auf den Kanaren, bei dem sich rasch herauskristallisiert, dass zwei Wochen viel zu kurz sind, um Wandern auf La Palma voll auszukosten. Überall gibt es eindrucksvolle Wanderpfade, Vulkanrouten, Höhenwege und Aussichtspunkte, die Naturfreunde tief in die Flora und Fauna der nordwestlichsten Kanareninsel eintauchen lassen.
Weil sich nach einem fünfwöchigen Freiwilligendienst in einem Tierheim auf Teneriffa einiges an Arbeit auf meinem Schreibtisch gestapelt hat, fehlt mir die Zeit, meine La Palma Wanderungen selbst zu organisieren. Deshalb buche ich vier Wanderausflüge (drei davon bei Isla Bonita Tours), die sich gut für den Einstieg eignen. In diesem Blogartikel erfährst du, wie ich die Wanderungen empfunden habe.
Wandern auf La Palma: Zahlen & Fakten
La Palma hat eine Fläche von 708 Quadratkilometern und lässt sich ganz passabel mit öffentlichen Bussen erkunden, solange man nur Städte und Dörfer besuchen möchte. Vor allem in der lebendigen Inselhauptstadt Santa Cruz de La Palma gibt es ein gut ausgebautes Verkehrsnetz. Vor Wanderungen auf eigene Faust solltest du dich aber genau über die Verbindungen informieren.
Beim Wandern auf La Palma ist es ebenfalls ratsam, eine gewisse Kondition mitzubringen, denn die Insel verlangt Wanderern noch mehr Höhenmeter ab als die Nachbarinsel La Gomera. Ein Vergleich: Der Roque de Los Muchachos hat eine Höhe von etwa 2.426 Metern über dem Meeresspiegel und ist damit sogar höher als Madeiras höchster Gipfel. Dagegen liegt Alto de Garajonay, das Dach von La Gomera, „nur“ 1.487 Meter über dem Meeresspiegel.
Wenn du gerne durch tiefe Schluchten, dichte Lorbeer- und Kiefernwälder wanderst und spektakuläre Vulkanlandschaften entdecken möchtest, ist La Palma genau die richtige Insel für dich. Ich gönne mir eine Mischung aus alledem und empfinde die Wanderungen lediglich als Appetithäppchen für einen längeren Wanderaufenthalt irgendwann in der Zukunft.
Lorbeerwald- und Küstenwanderung
Solltest du La Palma mit der Fähre von Teneriffa ansteuern, wird dir schon von Ferne auffallen, wie grün dieses Fleckchen Erde im Atlantik ist. Deshalb entscheide ich mich als erstes für eine Wanderung durch den Lorbeerwald nördlich von Santa Cruz. Nach einer kurzen Busfahrt starten wir oberhalb des Dorfes San Bartolomé mit einer Rundwanderung durch den Urwald des Barrancos La Galga.
Nach einem Schauer ist der Weg ziemlich feucht und stellenweise rutschig. Ich empfehle dir, ihn mit Wanderstöcken zu gehen. Der Veranstalter nennt die Wanderung Cubo La Galga und wie sich schnell herausstellt, tummeln sich dort noch andere Reiseunternehmen mit Wandergruppen. Die ruhige Waldwanderung, die ich mir gewünscht habe und von Alleingängen gewohnt bin, bekomme ich also nicht. Unser Guide Arnold weiß aber eine Menge über die Pflanzenwelt in diesem grünen Paradies. So machen wir öfters Stopps, bei denen er uns Fakten über Lorbeerbäume und andere Pflanzenarten vermittelt. Durchaus interessant, obwohl mir die Gruppe zu groß ist.
Nach einer längeren Pause auf dem Mirador de Somada Alta steigen wir hinab nach San Bartolomé – ein malerisches Dorf mit einer hübschen Kirche, wo wir uns Zeit für einen Kaffeestopp nehmen. Hier tritt ungefähr die Hälfte der Wanderer die Heimreise ins Hotel an, weil der zweite Teil durch einen steilen Barranco führt. Nicht jeder hat Lust, bergauf und bergab zu marschieren.
Nachdem wir San Bartolomé verlassen haben, erreichen wir den rot markierten Rundwanderweg GR 130. Das kurze Stück regt meinen Appetit an, noch viel weiter auf diesem Fernwanderweg zu gehen. Zwar strapaziert der Abstieg in die Schlucht ganz schön meine Knie, doch spätestes seit meinen Wanderungen auf La Gomera bin ich im Training. Außerdem ist die Aussicht auf die Felsen und den Ozean ein wahr gewordener Traum. Noch mehr ins Schwärmen gerate ich, als die Wanderung auf einem Mirador oberhalb der Playa de Los Nogales endet. Auf den Kanaren habe ich noch keinen schöneren Strand zu Gesicht bekommen!
Nationalpark Caldera de Taburiente
Ein herausragendes Wandergebiet auf La Palma ist die Caldera de Taburiente. Die 46,9 Quadratkilometer große Fläche wurde 1983 zu einem der wichtigsten Nationalparks Spaniens erklärt und ist Teil eines riesigen Erosionskraters. Deswegen zeichnet sich die Landschaft durch atemberaubende Felsformationen, Klippen und Wasserfälle aus. Wenn du sie beim Wandern auf La Palma verpasst, solltest du unbedingt noch mal auf die Insel kommen.
Auf dem ersten Teil der rund 16 Kilometer langen Wanderung genieße ich den wunderbaren Duft des Kiefernwalds. Unser Guide Carlos bezeichnet die majestätischen Kiefern der Caldera als seine Brüder und Schwestern, die größten seien ungefähr 600 Jahre alt, erzählt er.
Kurz darauf endet der Abstieg in den Krater an der sogenannten Playa de Taburiente. Dieser Strand befindet sich aber nicht am Meer, sondern an dem Fluss, der sich durch die Caldera schlängelt und sich über Kaskaden seinen Weg ins Tal bahnt. An diesem idyllischen Ort machen wir Mittagspause, manche kühlen sich ihre Füße im kalten Gebirgswasser ab. Andere informieren sich im Besucherzentrum über die Entstehung des Nationalparks. In unmittelbarer Nähe gibt es auch einen Campingplatz.
Nach der Rast folgen wir dem Fluss. Ein kleines Abenteuer, denn immer wieder läuft der Weg durchs Wasser oder über Steine im Flussbett. Eine Mitreisende knickt um und verstaucht sich den rechten Fuß. Vorsicht und wasserfeste Wanderschuhe sind ein Muss, um bis zum Ende Freude an der Wanderung zu haben!
Wandern auf dem Dach von La Palma
Bei meiner dritten La Palma Wanderung sehe ich die Caldera de Taburiente von oben – auf dem kargen Dach der Insel. Die Tour beginnt auf dem Roque de los Muchachos, der insbesondere unter Astrophysikern ein bekanntes Arbeits- und Reiseziel ist. Am höchsten Gipfel der Insel hat sich ein Observatorium mit gewaltigen Teleskopen und Einrichtungen verschiedener internationaler Forschungsinstitute angesiedelt. Das Gran Telescopio de Canarias (GTC) gilt mit einem Spiegeldurchmesser von 10,4 Metern als größtes optisches Teleskop der Welt. Doch warum zieht es Astrophysiker nach La Palma? Weil die Luftverschmutzung so gering sei, erklärt unsere Wanderführerin Paulina.
Der Roque de Los Muchachos ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Highlight beim Wandern auf La Palma. Das wissen auch andere Wanderfreunde und deshalb wimmelt es auf der sechs Kilometer langen Strecke zum Roque de la Cruz nur so von Wandergruppen! Trotz der Kargheit erweist sich die Wanderung jedoch als abwechslungsreich, denn sie bietet imposante Felsen und tolle Ausblicke ins Tal.
Vulkanwanderung am Tajogaite
Meine vierte und bisher letzte Wanderung auf La Palma bringt mich ins Sperrgebiet oberhalb des neuen Vulkans, der seit 2024 offiziell Tajogaite heißt. Am 19. September 2021 ereignete sich an der Vulkankette Cumbre Vieja im Südwesten der Insel eine Katastrophe. Die Erde begann Feuer und Asche zu spucken und tat dies ungefähr drei Monate lang. Häuser und ganze Ortschaften wurden unter den Lavamassen verschüttet. Menschen kamen bei dem Vulkanausbruch zwar nicht zu Schaden, doch viele, die ihr Hab und Gut verloren, leben bis heute in Hotels, erklärt unsere Wanderführerin Sarai. Auch Entschädigungen ließen auf sich warten.
Von oben ist klar zu erkennen, wie weit sich die Lava ausgebreitet hat. Südlich der Stadt Los Llanos de Aridane ist die Erde nur noch schwarz – bis Ende 2021 ein dicht besiedeltes Gebiet. Die von mir gebuchte Wanderung ist nur mit einem Guide möglich und fünf Kilometer lang. Ein Ranger passt mit Adleraugen auf, dass niemand den markierten Wanderweg in der Sperrzone verlässt. Die Strecke führt durch schwarzen Vulkansand – die Asche des Tajogaites, die sich meterhoch auftürmte. Erkennen lässt sich das an Bäumen, von denen nur noch die Spitzen herausragen. Den Aussichtspunkt, wo der Blick direkt auf den Krater des Vulkans Tajogaite fällt, darf nur jeweils eine Wandergruppe betreten. Bei so vielen Regularien frage ich mich, ob das Gebiet vielleicht etwas anderes verbirgt. Zwinker, Zwinker …
Wandern auf La Palma besser individuell
Würde ich Wandern auf La Palma noch einmal mit organisierten Gruppen in Angriff nehmen? Meine Antwort lautet nein, weil ich bei Wanderungen gerne flexibel bin und frei entscheiden möchte, wo und wie lange ich stoppe. Darüber hinaus kann ich mich alleine oder in Minigruppen besser auf die Schönheit der Natur konzentrieren. Hinzu kommt, dass die meisten Teilnehmer solcher Gruppenaktivitäten der Generation 60+ angehören und keine geübten Wanderer sind. Während ich in der Caldera de Taburiente mit Carlos plaudere, erfahre ich, dass es in letzter Zeit immer wieder zu kleineren Unfällen gekommen sei. Hinzu kämen Schwächeanfälle und sogar Herzattacken. Über mögliche Gründe lässt sich spekulieren.
Mein Fazit lautet, dass ich mir beim nächsten Wanderabenteuer auf La Palma lieber einen Transfer buche, wenn das Wandergebiet gar nicht oder nur schwer mit öffentlichen Bussen erreichbar ist. Ein Mietwagen kommt nicht infrage, weil mich ein Auto auf Rundwanderungen beschränkt.
Und du? Wie wanderst du am liebsten? Bist du gerne mit Gruppe und Guide unterwegs oder nimmst du die Organisation lieber selbst in die Hand? Lass es mich in einem Kommentar wissen. (as)
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