Digitale Nomaden auf Madeira: Communitys für alle Fälle

Digitale Nomaden auf Madeira

Die portugiesische Blumeninsel im Atlantik ist seit Beginn der 2020er Jahre ein Anziehungspunkt für Remote Worker. Doch warum fühlen sich digitale Nomaden auf Madeira so wohl? Nachdem ich einen Monat auf der Insel verbracht und in verschiedene Communitys hineingeschnuppert habe, ziehe ich nun auf Grundlage meiner Erfahrungen Bilanz!

Ratgeber für digitale Nomaden von Annika Senger
Ein Buch voller Tipps für digitale Nomaden – hol es dir auf Amazon!

Warum digitale Nomaden auf Madeira?

Bei einem Treffen in einem Coworking Space in Funchal frage ich die Organisatorin, wann der Hype um Madeira begonnen habe. Während eines Sommerurlaubs im Jahr 2014 habe ich die Insel noch als Seniorenparadies wahrgenommen.
„Durch Covid“, berichtet mir die ehemalige Hebamme aus den Niederlanden.
„Warum gerade Madeira?“, hake ich nach.
„Weil es ein sicherer Ort war“, meint sie und ich erinnere mich an Schweden, wo ich mich ebenfalls „sicher“ fühlte …

Wie auch die Urlauber aus aller Welt schätzen digitale Nomaden auf Madeira das subtropische Klima und die üppige Natur, die zu Aktivitäten wie Wanderungen, Paragliding und Canyoning einlädt. In den Wäldern plätschern Wasserfälle und spektakuläre Gipfel wie der Pico Ruivo locken mit Bergwander-Abenteuern. Die Temperaturen sind das ganze Jahr über mild, obwohl heftige Regenfälle und starker Wind ebenfalls vorkommen können. In der ersten Oktober-Hälfte zeigt sich das Wetter ungewöhnlich sommerlich und trocken: Das Quecksilber klettert öfters über 30 Grad. Erst als ich mich allzu sehr daran gewöhnt habe, kehrt der Herbst ein und beschert mir einen Schnupfen.

Wandern für digitale Nomaden in Ponta do Sol
Üppige Natur an der Levada Nova, Foto: Reise-Liebe

Digitale Nomaden Madeira: Welche Orte?

Anfang 2021 haben die Regierung und die Initiative „Start-up Madeira“ das Pilotprojekt „Digital Nomads Madeira Island“ ins Leben gerufen. Ziel dieses Vorstoßes war das Ankurbeln der Wirtschaft, indem internationale digitale Nomaden während ihrer Workation die Kassen klingeln lassen. Als Basis für das Projekt wurde ein von malerischen Klippen umrahmtes Örtchen an der Südwestküste ausgewählt: Ponta do Sol. Der Name ist Programm, denn in Ponta do Sol scheint die Sonne auf Madeira am häufigsten. In diesem nun als „Digital Nomad Village“ bekannten Dorf gibt es mehrere Coworking- und Coliving-Häuser – und die Möglichkeit, ruhig zu arbeiten.

Wegen der ansässigen Projekte haben die Remote Worker auch gute Chancen, sich untereinander zu vernetzen. Weitere Hochburgen für digitale Nomaden auf Madeira sind die pulsierende Hauptstadt Funchal und Machico im Südosten. Alle drei Hotspots profitieren von vergleichsweise warmen Temperaturen und einer passablen Infrastruktur.

Der regenreichere, kältere Norden der Insel ist mit Bussen schwer erreichbar. Beide lokalen Transportunternehmen befahren die steilen, alten Serpentinen-Strecken und halten gefühlt alle 100 Meter. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kommt dank der um das Jahr 2000 gebauten Tunnel und Schnellstraßen ruckzuck von A nach B. Auf den beschwerlichen Busstrecken dauert es beispielsweise über vier Stunden, um von Funchal nach Porto Moniz im Nordwesten zu gelangen. Selbst für die 18-Kilometer-Entfernung zwischen Funchal und Ponta do Sol benötigt der häufig verspätete Linienbus über zwei Stunden. Wer keinen Mietwagen hat oder es verpasst, sich einer Community für digitale Nomaden auf Madeira anzuschließen, ist also örtlich eingeschränkt. Es sei denn, man bucht einen Ausflug bei einem Tourenanbieter.

Ponta do Sol, der Hotspot für digitale Nomaden auf Madeira
Ponta do Sol, Foto: Reise-Liebe

Communitys von Wandern bis Speeddating

Möchtest du Kontakte knüpfen? Dann mag die Insel ein Glücksgriff sein. Digitale Nomaden auf Madeira haben mehr Optionen, sich mit Gleichgesinnten zu verbinden als an all meinen bisherigen Aufenthaltsorten. Zum Beispiel gibt es eine Slack-Community, wo unter anderem Unterkünfte für digitale Nomaden inseriert werden. Auch auf Facebook und Meetup zeigt die Community eine starke Präsenz, während ein reger Austausch über WhatsApp stattfindet.

Sobald du dich in die Communitys für digitale Nomaden und Madeira-Auswanderer eingeklinkt hast, kannst du eine ganze Menge erleben. Einige Optionen habe ich hier aufgelistet:

– Wanderungen
– Canyoning
– Speeddating
– Spa-Aufenthalte
– Spiele-Nachmittage
– Rooftop-Partys
– Restaurantbesuche

Die Kosten für Taxitransporte zu Wandergebieten werden untereinander aufgeteilt und sind meist niedriger als bei Ausflugsanbietern. Außerdem bilden sich über WhatsApp Fahrgemeinschaften oder man überwindet kürzere Distanzen zusammen mit dem Bus. Von diesen großartigen Vernetzungsmöglichkeiten können auch Touristen profitieren. Mehrmals komme ich mit Paaren und Solo-Reisenden ins Gespräch, die nur ein paar Tage Urlaub auf Madeira machen.

Utensilien für digitale Nomaden von Reise-Liebe
Bio-T-Shirt für Coworker, erhältlich im Shop von Reise-Liebe

Purple Fridays Partys in Ponta do Sol

Das absolute It-Event für digitale Nomaden auf Madeira ist die Party Purple Fridays im Hotel Estalagem da Ponta do Sol.
„Das solltest du mindestens einmal erleben“, höre ich aus verschiedenen Mündern. Das Viersterne-Hotel liegt direkt am Strand und ist in den Felsen integriert. Oberhalb der Klippe auf der Tanzfläche eröffnet sich ein traumhafter Meerblick. Wenn du früh genug auf der Party erscheinst, kannst du auch den Sonnenuntergang genießen.

Das Hotel organisiert ab Funchal einen kostenlosen Hin- und Rücktransport mit Minibussen, für den man sich vorher anmelden muss. Sobald man auf der Gästeliste steht, hat man auch freien Eintritt zur Party und kann zu Electro, House und bunten Licht-Shows abhotten. Nur Getränke wie Cocktails, Wein, Bier und Softdrinks kosten extra. Einmal bin ich dabei und fühle mich … unwohl und fehl am Platze!

Machico auf Madeira
Selfie in Machico, Foto: Reise-Liebe

Persönliche Erfahrungen auf Madeira

Das ist ein Gefühl, das sich wie ein roter Faden durch meine Erlebnisse für digitale Nomaden auf Madeira zieht. Im Nachhinein glaube ich, dass mein Wunsch, andere Menschen kennenzulernen, vielleicht zu groß gewesen ist. Ich suche nach dem einen Schlüssel, den irgendwann ein Wal verschluckt und damit in die Tiefen des Ozeans abgetaucht ist.

Wo ist dieser Schlüssel? In einem Wust aus oberflächlichem Smalltalk, Hipster-Getue und Massen von Selfies für die WhatsApp-Gruppen werde ich mit niemandem warm, zumindest nicht im angesagten Funchal. Als ich in Machico an einem Community Lunch teilnehme, ändert sich das. Dort begegne ich der warmherzigen, authentischen Dinah, die solche Mittagessen organisiert und ähnliche Persönlichkeiten um sich schart. Bin ich etwa am falschen Ort gelandet und sollte besser in Machico wohnen?

Dinah äußert sich auch über die Organisatoren der Wanderungen in Funchal und kritisiert, dass sie nur durch die Natur hetzen und man nicht einmal Zeit habe, Fotos zu schießen. Sie weiß auch, dass es ihnen egal ist, ob die Gruppe zusammen bleibt. Nachdem ich diesen Jungs, deren Namen ich nicht nennen werde, ein paar Chancen gegeben habe, verlasse ich sämtliche WhatsApp-Communitys, die sie verwalten und buche noch ein paar Ausflüge.

Möglicherweise hätte ich irgendwann meinen „Tribe“ ausfindig gemacht, wäre ich länger als einen Monat auf der Insel. Stattdessen fühle ich mich wie eine ewig Suchende. Nach drei Wochen beende ich meine Mission und stelle fest, dass ich allein besser dran bin als in den Communitys. Einerseits frage ich mich nach diesen Erfahrungen, was mit mir nicht stimmt. Andererseits bekomme ich dann die Antwort, dass das Angebot für digitale Nomaden auf Madeira zu groß für mich sei und ich in falschen Gewässern gefischt hätte.

Warst du auch schon mal als Remote Worker auf der Insel? Wenn ja, würde ich mich freuen, wenn du deine Erfahrungen in einem Kommentar teilst. Ich habe meine in einem Song verarbeitet. (as)

Bloggen kostet Zeit und Geld. Schätzt du meine Arbeit? Dann freue ich mich über einen Energieausgleich in meiner virtuellen Kaffeekasse bei Paypal › Spenden für Reise-Liebe

Lass dich von meinen Reisevideos inspirieren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert