Einige Tage zuvor habe ich noch bei 26 Grad Außentemperatur in der kroatischen Adria gebadet. Bei ein Grad Celsius lande ich am Abend des 4. Oktober in Helsinki. Zusammen mit Marko werde ich zum ersten Mal Herbst in Finnland erleben.
Die Jahreszeit ist schon weiter vorangeschritten als in Deutschland. Die meisten Blätter an den Bäumen haben sich längst rot und gelb gefärbt – ein wahrer Indian Summer, der bei Sonnenschein seine wärmsten Töne entfaltet. Obwohl mir Marko eine ziemlich grottige Wettervorhersage für das Umland von Helsinki geschickt hat, zeigt die Realität zu unserem Glück ein viel freundlicheres Gesicht.
Bunter Herbst in Finnland
Wir sind beide Naturfreunde und gerne draußen aktiv. Im verschneiten Winter 2012 haben wir uns mehrmals in der Region in Langlauf-Ski-Abenteuer gestürzt. Jetzt sind lange Wanderungen an Seen und durch Wälder angesagt. Weil wir einfach entspannt das gemeinsame Wochenende genießen wollen, haben wir keinen festen Plan und lassen uns mit meiner Action Cam in der Tasche durch die Gegend treiben.
Mit Markos Auto fahren wir hierhin und dorthin und lassen den Herbst in Finnland bei Streifzügen durch die Natur auf uns wirken. Die letzte Eiszeit erschuf ein ähnliches Landschaftsbild wie das, was ich bei den vielen sommerlichen Radtouren durch Brandenburg so genossen habe. Die finnischen Seen haben allerdings weitere Ausmaße und in den Wäldern wachsen mehr Nadelbäume und Birken.
Auch die Ostseeküste befindet sich in nächster Nähe. Wegen der vorgelagerten Inseln bekommt man jedoch den Eindruck, dass es sich ebenfalls um einen See handelt. Wir wandern am Meer von Espoo nach Helsinki, wie wir es 2012 schon mal bei Eis und Schnee getan haben. Beim Spielen mit seiner Nordischen Spitzhündin Wilma, die damals noch lebte, ist Marko von einer Holzbrücke auf die verschneite Eisfläche gesprungen. Kilometerweit konnten wir im Januar und Februar über das zugefrorene Meer stapfen.
Mord am See Bodom
Eine Eisdecke lag auch über dem berühmt-berüchtigten See Bodom. Er ist Schauplatz eines ungelösten Horror-Mordfalls vor fast 60 Jahren: Am 4. Juni 1960 campierten vier Jugendliche am Seeufer im Zelt. In der Nacht wurden ein Junge und zwei Mädchen auf brutalste Weise erstochen und erschlagen. Der zweite Junge, ein gewisser Nils Gustafsson, konnte schwer verletzt entkommen. Ein Eifersuchtsdrama?
Jedenfalls stand der Überlebende erst 2005 als mutmaßlicher Mörder vor Gericht, wurde aber aus Mangel an Beweisen im gleichen Jahr freigesprochen. Während wir am Seeufer entlang marschieren, hängt ein grauer Wolkenschleier über Bodom. Marko jammert über eine ihm unerträgliche Kälte und macht beim Gehen zum Aufwärmen Armübungen mit einem Stein, den er am Wegesrand entdeckt hat. Ich laufe vorweg und vergewissere mich immer wieder, dass der Brocken in seinen Händen wirklich nur der Fitness dient. Aber nein, Marko ist ja harmlos! 😉
Kaffeesüchtiger Finne
Aber hochgradig süchtig nach Kaffee. Wie in meinem Finnisch-Lehrbuch geschrieben steht, sind Finnen Weltmeister im Kaffeetrinken. Marko ist dafür ein Paradebeispiel. Ständig kocht er zu Hause Kaffee oder hält bei Ausflügen Ausschau nach dem nächsten Café, um seiner Sucht zu frönen. Oft gelingt es ihm, mich zum Mittrinken zu nötigen, manchmal sage ich auch „Stop“.
Veganer- und vegetarierfreundlich
Ansonsten fühle ich mich in Finnland, was Essen und Trinken betrifft, sehr gut aufgehoben. In Supermärkten gibt es ein riesiges Angebot an veganen und vegetarischen Produkten. Auch in Restaurants ist man auf Liebhaber tierfreier Kost super vorbereitet.
Nach dem Fröstel-Spaziergang am See Bodom essen wir im wenige Kilometer entfernten Kaisinkoti (koti = Haus, Zuhause) Mittag. Am Buffet gibt es nicht nur eine tolle Auswahl an Salaten, sondern auch ein veganes Kokos-Curry mit viel Gemüse und Tofu als Hauptgericht.
Anschließend sind wir gestärkt (und ziemlich voll!), um den Herbst in Finnland bei weiteren Spaziergängen in uns aufzusaugen und den Tag beim Bowling ausklingen zu lassen. Ein Video meiner Outdoor-Unternehmungen mit Marko kannst Du Dir hier anschauen. (as)
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