Beim Wandern Fuerteventura erkunden: Wenn man, wie ich, nur fünf Tage auf der Kanaren-Insel verweilt, sollte man dabei Prioritäten setzen. Natur nehme ich zu Fuß viel intensiver wahr. Kommerzielle Inselrundfahrten mit großem Reisebus und vielen Leuten verderben mir nur den Spaß am Reisen.
Schon vor meiner frühsommerlichen Wanderung im Elb-Sandsteingebirge habe ich das Portal Outdooractive als Inspirationsquelle genutzt. Bei der Suche nach Wanderungen ab meinem Urlaubsort El Cotillo im Nordwesten von Fuerteventura führt mich die Suchmaschine erneut dorthin.
Wandern Fuerteventura: Qual der Wahl
Am 23. Dezember stehe ich vor der Wahl: Entweder mache ich eine 23 Kilometer lange Tour rund um die Nordspitze der Insel bis Corralejo. Als Alternative stoße ich auf eine kürzere Wanderung von etwa zehn Kilometer Länge – Richtung Süden an Klippen entlang zur Playa Esquinzo.
Vor meiner Ankunft entscheide ich mich für die weitere Strecke. Nach der ersten Erkundung der Umgebung sage ich mir: „Lieber Klasse statt Masse!“ In der Beschreibung der 23-Kilometer-Wanderung lese ich, dass zu ihr eine befahrene Straße gehört. Gar nicht mein Geschmack – ebenso wenig Corralejo mit seinen Bettenburgen!
Zerklüftete Strände
Beim Wandern Fuerteventura zu entdecken, ist ab El Cotillo eine tolle Option. Zwischen dem Fischerdorf und der Playa Esquinzo liegen zerklüftete Strände wie die Piedra Playa und die Playa de Aguila. Ein weiteres Highlight: kilometerweite Klippen, auf denen sich der Wanderweg entlangschlängelt.
Am Tag vor Heiligabend bläst ein stürmischer Wind, der mir ordentlich die Haare zerzaust. In Wanderschuhen, Jeansrock und Windjacke verlasse ich das Hotel. Die Sonne scheint, der Himmel ist nahezu wolkenlos. Trotz der rauen Brise erwärmen die hellen Strahlen die Luft so stark, dass ich etwa nach einer halben Stunde auf den Beinen die Wanderung im T-Shirt fortsetzen kann.
Castillo del Roque
Die erste Sehenswürdigkeit auf der Klippen-Tour ist das Castillo del Roque in der Nähe der Busstation von El Cotillo. Diese Trutzburg – auch als Torre del Tostón bekannt – wurde im 18. Jahrhundert zum Schutz vor französischen, britischen und berberischen Piraten errichtet.
Der Turm aus Vulkansteinen thront wuchtig über der Steilküste des Ortes. Eine strategisch günstige Lage, um Seeräuber-Schiffe auf dem Atlantik auszuspähen und mit Kanonen zu versenken! Die Besichtigung der Festung kostet 1,50 Euro. Im Vorfeld solltet Ihr beachten, dass die Zahlung nur per Kreditkarte abgewickelt werden kann.
Surfer-Paradies Fuerteventura
Viel spannender finde ich die mörderisch hohen Wellen, die mich bis zum Ende meiner Wanderung begleiten werden. Wann habe ich ein Meer jemals so tosend erlebt wie auf Fuerteventura? Der Ozean speiht Wassermassen, die an den goldenen Sandstränden zwischen El Cotillo und der Playa Esquinzo viele Surfer mit ihrer Naturgewalt in den Bann ziehen. Auf ihren Brettern stürzen sie sich in Neoprenanzügen in die sprudelnde weiße Gischt.
Fasziniert beobachte ich die mutigen Wassersportler und kann meine Kamera kaum stillhalten. Kein so leichtes Unterfangen, die rasenden Wellen künstlerisch zu bändigen!
Einsamer Wanderweg
Über Felsbrocken bahne ich mir den Weg von einem Strand zum nächsten. Irgendwann endet der Spaziergang im feinen Sand vor einer Klippe. Ein Schotterweg bringt mich nach oben, wo der eigentliche Wanderweg beginnt. Mit ein paar Metern Sicherheitsabstand zur Steilküste beschert er mir zu meiner Rechten atemberaubende Ausblicke auf die peitschenden Wellen des türkis schimmernden Atlantiks. Sie brechen an den Felsformationen, die sich vor dem Ozean aufbäumen. Zu meiner Linken sehe ich sanft geschwungene karge Berge und Vulkan-Geröll. Durch meinen Kopf schwirrt der Song „I Walk Alone“ von Tarja Turunen – keine anderen Wanderer weit und breit!
Bis oberhalb der Playa Esquinzo bleibe ich allein. Auf dem Parkplatz trudeln Ausflügler per Mietwagen ein. Schade für sie, dass ihnen entgangen ist, beim Wandern Fuerteventura zu bestaunen! Am Ziel könnte ich über den gleichen Wanderweg zurückmarschieren oder über den Schotterweg mitten durch die Wüstenlandschaft. Ich wähle Variante zwei und werde prompt von zwei Einheimischen aufgegabelt, die mich bis zur Piedra Playa mitnehmen.
Windmühle von El Cotillo
Zum Abschluss der Tour mache ich noch einen Abstecher zur Windmühle von El Cotillo. Fuerteventura ist voll von diesen malerischen Überbleibseln aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Kurioserweise unterscheiden die Inselbewohner zwischen männlichen und weiblichen Mühlen: el molino (der Herr) und la molina (die Dame). Der Unterschied liegt in der Bauweise. Molinos haben zwei oder drei Stockwerke, im obersten Stockwerk wurde das Korn gemahlen.
Um dem Müller das Schleppen der schweren Getreidesäcke zu ersparen, wurden Mitte des 19. Jahrhunderts einstöckige Molinas erfunden. Die Windmühle von El Cotillo ist somit allem Anschein nach ein Mann! (as)
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Ach, da kommen Erinnerungen auf…Schöner Bericht, danke!