Am Wochenende scheint die Sonne und mir ist mal wieder nach Flucht zumute. Ich setze mich also in die S-Bahnlinie 3 Richtung Erkner und fahre bis zur Station Hirschgarten am östlichen Stadtrand von Berlin. Auf meiner Ausflugs-Agenda steht diesmal Erpetal Wandern bis Hoppegarten.
Aber wo finde ich den Europa-Wanderweg E11? Das frage ich mich am Ziel-Bahnhof und zücke mein Handy, damit Google Maps mir eine Karte ausspuckt. Nicht nötig! Neben mir taucht plötzlich ein älterer Herr auf. Er trägt eine Outdoor-Kluft in erdigen Farbtönen und ist mit Kamera und Stativ bewaffnet. Wohin ich denn wolle, will er wissen.
Ich erzähle ihm, dass ich eine Wanderung durchs Erpetal machen möchte. Wie ich schon beim ersten Blick vermutet habe, kennt er sich aus. Ich solle dem Weg parallel der S-Bahn-Gleise Richtung Friedrichshagen folgen, eine Wohnsiedlung links liegen lassen, eine Brücke überqueren und dann sofort links auf den Erpetal Wanderweg abbiegen.
Erpetal Wandern bis Hoppegarten
Mit dieser einfachen Wegbeschreibung gelange ich schnell an mein Ausflugsziel, das als Naturschutzgebiet gekennzeichnet ist. Ich sehe Familien und Spaziergänger mit Hunden, die die gleiche Richtung einschlagen wie ich: einen Pfad an der Erpe. Amtlich heißt sie Neuenhagener Mühlenfließ. Der Bach ist 32 Kilometer lang und entspringt auf der Barnim-Hochfläche bei Werneuchen, wird auf einer Info-Tafel erklärt. Bei Hirschgarten mündet die Erpe in die Spree. Im Mittelalter soll sie fünf Mühlräder bewegt haben.
Beim Erpetal Wandern durchquere ich auf meiner Zwölf-Kilometer-Route eines der letzten erhalten gebliebenen Berliner Fließtäler, das 1995 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen wurde. Am Anfang der Tour nimmt man die Randbebauung noch stärker wahr als nach etwa 30 Minuten des Weges. Nah am Ufer erstreckt sich die Kleingarten-Anlage Erpetal. Zwischen Lauben und Datschen hat sich ein Zuchtverein für Foxterrier angesiedelt und in einem Garten gackern Hühner.
Wasserbüffel auf Feuchtwiesen
Es ist ein ungewöhnlich warmer Januartag, das Quecksilber ist auf sechs Grad über Null geklettert. Übers Wasser gleiten zahlreiche Stockenten-Paare. Ein Reiher wartet stocksteif auf frischen Fisch. Die Weiden, Erlen, Birken und Ulmen an der Erpe zeigen sich kahl, umgeben vom winterlich blassen Grün der Feuchtwiesen.
„Grüßen Sie die vielen Rinder von mir“, hat der Mann am S-Bahnhof zu mir gesagt. Und tatsächlich: Robuste Rinder-Rassen und Wasserbüffel grasen auf den Wiesen im Erpetal en masse. Die sanft wirkenden Büffel kommen in diesem Sumpfgebiet als Landschaftspfleger zum Einsatz. Durch ihr Suhlen im Moor schaffen sie neue Lebensräume für Amphibien und Libellen. Außerdem fressen sie wuchernde Gehölze und schaffen mit ihrem Dung einen Lebensraum für Insekten, die wiederum als Nahrung für Vögel dienen.
Pflanzen und Tiere im Erpetal
Ich ahne, wie hier im Frühling und Sommer alles sprießt, zwitschert und summt. Die Bloggerin Ilona von Kleine Fluchten Berlin hat es auf ihren Fotos einer Wanderung durchs Erpetal eindrucksvoll dokumentiert. In den sumpfigen Wiesen blühen Blutweiderich, Sumpfschwertlilien, Wiesenraute, Indisches Springkraut und viele weitere Pflanzen. Dazwischen tummeln sich Tierarten wie Eisvogel, Biber und Moorfrosch.
Erpetal Wandern entspannt mich auch im Winter. Wie so oft habe ich mir vor dem Ausflug in die Natur Salat für ein Picknick gemacht. Etwa auf halber Strecke treffe ich auf einen überdachten Rastplatz mit Tischen und Bänken aus Holz. Ein idyllischer Fleck für eine Stärkung! Während ich meinen Couscous-Salat mampfe, schaue ich auf eine von Wald umringte Tal-Aue.
Abwasser im Naturschutzgebiet
Während der Wanderung vergeht mir jedoch hier und da gründlich der Appetit. Trotz der Bezeichnung „Naturschutzgebiet“ leitet ein nahes Klärwerk schäumendes Abwasser in die Erpe. Durch Rohre wird der Dreck in das Flüsschen gepumpt. Ich bin entsetzt und erinnere mich auf einmal daran, immer noch in Berlin zu sein. In der ach so gehypten Hauptstadt läuft so einiges schief!
Nach dem Picknick geht das Wandern im Erpetal im Wald weiter. Durch den Dahlwitzer Forst marschiere ich zum Elsengrund und erreiche eine romantische Lichtung mit einer Holzbrücke. Wahrscheinlich wirkt die Erpebrücke im Sommer märchenhaft verwunschen, wenn sie von dichten Gräsern und Blumen umrankt wird.
Schon bald mündet der Wanderweg E11 in den Lenné-Park am Schloss Dahlwitz-Hoppegarten. Von Wegweisern lasse ich mich durch den lang gestreckten Ort leiten, vorbei an der Kirche, dem Friedhof und der Pferde-Rennbahn, die erst am 12. April wieder ihre Pforten öffnet. (as)
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Das Erpetal ist sooo schön! War letzten Sommer ebenfalls dort. Toller Post, danke 🙂
LG https://caprice178.blogspot.com
Danke für das Kompliment, Caprice! 🙂 Ich will auch unbedingt im Sommer noch mal ins Erpetal.
Ich fand sehr interessant, das Erpetal als Winterwanderausflug zu nutzen.
Ich war gestern dort auf Kräuterwanderung. Selbst für eine Kräuterhexe wie mich war es spannend und lehrreich. Wir liefen allerdings einen Bogen. Von Hirschgarten wieder zurück nach Hirschgarten. Wegen der vielen „Kräuterstopps“waren wir 4 Stunden unterwegs.
Demnächst werde ich deine Tour laufen.
Danke für die Hinweise.
Ich bin die Tour Anfang Mai noch einmal gelaufen. Es ist natürlich alles noch viel schöner, wenn alles grün ist und sprießt!