Eine Wanderung auf dem Naturlehrpfad Tegeler Fließ

Naturlehrpfad Tegeler Fließ

Berlin wird immer voller, der ständige Schienenersatzverkehr nervt und die vielen Neubauten, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, machen die Hauptstadt alles andere als schöner. Ich versuche trotzdem, die positiven Seiten an ihr zu sehen und die zeigen sich mir vor allem in der Natur. 2017 habe ich an einem herrlichen Tag im Mai den Naturlehrpfad Tegeler Fließ entdeckt.




Schon seit einem Weilchen will ich einen Ausflug nach Alt-Lübars machen – das Dorf im Norden von Berlin, das laut Hörensagen so idyllisch sein soll. An einem Samstag mache ich dann zum ersten Mal Nägel mit Köpfen: Ich fahre mit der U-Bahnlinie 6 zur Endstation Alt-Tegel und steige dort in den Bus 222 nach Alt-Lübars um.

Schulhaus in Alt-Lübars
Foto: Reise-Liebe

Idyllisches Alt-Lübars

Die Reise endet an einem Ort, wo scheinbar irgendwann die Zeit stehen geblieben ist und den man eher nicht in Berlin erwartet: ein Dorfanger mit Kirche, altem Schulhaus, einer gelben Telefonzelle und einem Gasthaus namens „Alter Dorfkrug“. Alt-Lübars könnte aus einem Bilderbuch stammen – oder aus einem Roman von Theodor Fontane.

Alter Dorfkrug Alt-Lübars
Foto: Reise-Liebe

Wie der Name bereits andeutet, kommen im Dorfkrug gutbürgerliche Gerichte auf den Tisch, das Ambiente ist rustikal wie eine typische Dorfschenke. Bei meinem ersten Besuch bestelle ich einen Eisbecher, im Winter Kaffee und Kuchen. Zur Auswahl stehen selbstgebackene Kirsch- und Pflaumenschnitten, die zum einen superlecker sind, zum anderen megagroß. Am besten teilt man sich so ein Riesenstück, wenn man zu zweit auf dem Naturlehrpfad Tegeler Fließ wandern geht!

Pferde in Alt-Lübars
Foto: Reise-Liebe

Wanderweg leicht zu finden

Am Ortseingang von Alt-Lübars ist es quasi unmöglich, die fünf Kilometer lange Strecke zu verfehlen. Alle Wanderwege sind gut ausgeschildert, so dass man nur dem Wegweiser Richtung Hermsdorf zu folgen braucht.



Die ersten Meter stellen sich als ziemlich sandig heraus. Ich trage Sandalen und die feinen Körner verstecken sich zwischen meinen Zehen und unter den Fußsohlen. Zum Glück ändert sich die Wegbeschaffenheit, so dass es reicht, die Latschen kurz auszuziehen und auszuschütteln.

Reiten in Alt-Lübars
Foto: Reise-Liebe

Grüne Oase & Reiterparadies

Auf den sattgrünen Wiesen rund um Alt-Lübars grasen Pferde. Hier haben sich Gestüte und Reitschulen angesiedelt, zwei Mädchen kommen mir auf dem Wanderweg entgegengeritten. Die Graslandschaft eignet sich einfach perfekt für Ausritte, erst recht an so einem sonnigen Tag mit strahlend blauem Himmel.

Tegeler Fließ Berlin
Foto: Reise-Liebe

Ich spaziere vorbei an Bäumen, Sträuchern und Sümpfen, der Lärm der Stadt ist ausgeschaltet. Er schafft es einfach nicht, diese grüne Oase zu beschallen! Total von Berlin erholt und mit mir im Einklang, folge ich dem Weg, der in einen Holzsteg mündet – eine Konstruktion, wie ich sie von den Plitvicer Seen und den Krka Wasserfällen kenne. Hier beginnt der Naturlehrpfad Tegeler Fließ.

Naturlehrpfad Tegeler Fließ
Foto: Reise-Liebe

Tiere am Naturlehrpfad Tegeler Fließ

Am Rand stehen Infotafeln über die Tiere, die hier leben, darunter zum Beispiel der Kuckuck. Jeder kennt das Sprichwort, jemandem ein Kuckucks-Ei ins Nest zu legen. Dieser hinterhältige Vogel macht genau das: Er sucht sich ein unbewachtes Rotkehlchennest, wirft ein Ei über Bord und jubelt dem Rotkehlchen seinen Nachwuchs unter. Das Kuckucks-Küken ist aber viel größer als die kleinen Rotkehlchen und so gierig, dass es das ganze Futter für sich beansprucht …



Der Holzsteg führt über ein Gewässer, auf dem Schwäne ruhig ihre Bahnen ziehen. Dies ist mein persönliches Highlight der Wanderung über den Naturlehrpfad Tegeler Fließ. Dass das noch Berlin sein soll, kann man kaum glauben, wenn man es nicht wüsste. Diese Landschaft ist ein Naturpark und steht unter Naturschutz.

Naturlehrpfad Tegeler Fließ nach Hermsdorf
Foto: Reise-Liebe

Ziel in Hermsdorf

Hin und wieder spaziere ich an Einfamilienhaus-Siedlungen vorbei und wenn ich wieder ganz vom Grün umgeben bin, mache ich Rast, trinke einen Schluck Wasser und esse selbstgemachten Salat. Ich lasse mich einfach so treiben – ohne Eile oder den Flucht-Impuls, vom dem ich immer in der U- und S-Bahn heimgesucht werde.

Was den S-Bahnhof am Ende der Wanderung betrifft, finde ich im altehrwürdigen Hermsdorf leicht den Weg. Der Ausschilderungen sei Dank! In diesem Teil von Berlin gibt es eine ganze Menge Villen, auch der Schriftsteller Erich Kästner hat in Hermsdorf gelebt, allerdings erst im fortgeschrittenen Alter. Party, Clubs und Hipstertum bekommt man in diesem Teil der Stadt nicht, dafür Entspannung und gute Luft. (as)

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