Oder-Neiße-Radweg: Radtour im Nationalpark Unteres Odertal

Oder-Neiße-Radweg

Die Berliner YouTuberin Radelmaus, die auch auf den Namen Anna hört, hat mich zu einer Radtour auf dem Oder-Neiße-Radweg inspiriert. Die passionierte Rennradfahrerin startet die Tour in ihrem Video in Berlin-Steglitz und düst bis Schwedt. Ich fahre mit dem Regio nach Eberswalde, um die Strecke abzukürzen. Vor mir liegen also nur noch rund 50 Kilometer durch eine maigrüne Fluss- und Auenlandschaft mit wenig Autoverkehr.



Der Radweg beginnt in Eberswalde am Finowkanal und ist vor dem Bahnhof sehr gut sichtbar ausgeschildert. Nachdem ich eine schmale Kanal-Brücke überquert habe, halte ich mich rechts und folge dem Wegweiser Richtung Niederfinow und Oderberg. Von Eberswalde sehe ich nicht viel, doch das steht am 8. Mai 2020 auch gar nicht auf meiner Agenda. Ich sehne mich nach Wasser, frischer Luft und viel Grün, um positive Energie zu tanken.

Finowkanal
Finowkanal, Foto: Reise-Liebe

Eindrucksvolle Natur und viel Wasser

Obwohl ich mir im Video(siehe unten) meine politische Meinung nur schwer verkneifen kann, schöpfe ich Kraft. Der Sonnenschein und die Natur machen mich einfach glücklich. Da sich der Ausflug als meine bisher eindrucksvollste Radtour in Brandenburg entpuppt, komme ich nur langsam voran. So viele Naturschönheiten animieren mich zum Verweilen, Fotografen und Filmen!



Während ich auf dem Sattel sitze, beobachte ich Schwäne, Seerosen und ein paar Libellen. Fast immer habe ich Wasser zu meiner Rechten oder Linken und fühle mich wie ein Fisch, der ganz entspannt dem Strom folgt. Unabhängig davon, ob der Weg glatt asphaltiert, von Schlaglöchern, Schotter oder Kopfsteinpflaster übersät ist! Mit meinem Trekking-Rad überwinde ich jede Unebenheit. Hätte ich ein Rennrad mit sehr dünnen Reifen, müsste ich die Radtour wohl abbrechen oder stellenweise schieben.

In Bralitz kurz vor Oderberg mache ich an einem türkis schimmernden See eine Picknick-Pause. Nach dem Strampeln schmeckt mein selbst gemachter Couscous-Salat gleich doppelt so gut.

Oderberg
Oderberg, Foto: Reise-Liebe

Oder-Neiße-Radweg hinter Oderberg

Im malerischen Oderberg gönne ich mir ein Eis als Nachtisch und bummele ein bisschen durch die Altstadt. Ein paar geographische Fakten: Das Städtchen liegt am östlichen Rand des Eberswalder Urstromtals und an den Ausläufern des Biosphären-Reservats Schorfheide-Chorin. Bei dem Fluss, der durch den Ort fließt, handelt es sich um die Alte Oder. In fünf Kilometer Entfernung erreicht man die Oder, die die Grenze zu Polen bildet.

Nach dem Stopp bin ich ein wenig im Unklaren über den Fortlauf der Radtour, weil ich keine sinnvolle Beschilderung entdecke. Ich frage Meister Google um Rat und erfahre, dass der Radweg nach Schwedt über die Autostraße führt. Kurz hinter dem Ortsausgang fühle ich mich von meinem Navi in die Irre geleitet und radele zurück.

Instinktiv biege ich nach der Brücke über die Alte Oder links ab. Wenn Du von Bralitz kommst, bedeutet das, einfach geradeaus zu fahren. Diese sehr autoarme Strecke leitet Dich direkt auf den Oder-Neiße-Radweg. Wenige Kilometer nördlich von Oderberg beginnt außerdem der Nationalpark Unteres Odertal.

Grenzpfeiler am Oder-Neiße-Radweg
Deutsch-polnische Grenze, Foto: Reise-Liebe

Einziger deutscher Auen-Nationalpark

Diese atemberaubende Landschaft ist nicht nur der einzige deutsche Auen-Nationalpark. Sie gehört ebenfalls zu den artenreichsten Lebensräumen des Landes. Ich höre Quaken, Zirpen und Vogelgezwitscher; plötzlich steht vor mir auf dem Radweg einige Meter entfernt ein Fuchs und schaut mich an. Dann huscht er den Deich, über den der Oder-Neiße-Radweg verläuft, hinab zur Oder. Entlang des Weges sind Grenzpfeiler in Schwarzrotgold positioniert, am anderen Flussufer rotweiße und ich empfange sogar eine SMS mit „Willkommen in Polen“.

Während sich Politiker täglich mit neuen abstrusen Verordnungen überbieten und Deutsche und Polen an Orten wie Frankfurt Oder bzw. Slubice für die Öffnung der Grenze demonstrieren, erscheint mir das Land meilenweit weg. Ich habe immer noch vor, über den Ostsee-Radweg nach Danzig zu reisen.

Nationalpark Unteres Odertal
Nationalpark Unteres Odertal, Foto: Reise-Liebe

Grenzüberschreitendes Großschutzgebiet

Der Nationalpark Unteres Odertal dehnt sich mit seiner Weite und seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt über beide Länder aus. Er ist das erste grenzüberschreitende deutsch-polnische Großschutzgebiet. Wegen der aktuellen Situation gibt es Wegumleitungen für Radfahrer, der Oder-Neiße-Radweg bis Schwedt ist davon allerdings nicht betroffen. Obwohl ich mich über 20 Kilometer der Tour in nächster Nähe zur Staatsgrenze bewege, brauche ich sie kein einziges Mal zu passieren.

Etwa zwölf Kilometer vor Schwedt klettere ich auf einen Aussichtsturm und erfreue mich am klaren Weitblick über die Auen und den Oder-Neiße-Radweg. Anschließend erlebe ich eine Ruckelpartie auf Betonplatten, die noch aus der ehemaligen DDR zu stammen scheinen. In Kombination mit dem Gegenwind etwas nervig, doch die wunderschöne Natur kompensiert die Anstrengung.

Ab Schwedt fahren kurz nach der vollen Stunde Regionalzüge nach Berlin – im Wechsel entweder direkt oder mit einem Umstieg in Angermünde. Die Fahrt dauert knapp anderthalb Stunden und kostet zurzeit 12,50 Euro pro Person. Mein Touren-Video endet am Bahnhof und hier kannst Du es Dir gleich anschauen. (as)

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