Wandern auf Madeira: Zwischen Gipfeln und Levadas

Wandern auf Madeira

Tiefe Schluchten, spektakuläre Gipfel, Wasserfälle, märchenhafte Wälder und atemberaubende Klippen an der Küste – beim Wandern auf Madeira bekommst du das Gesamtpaket. Das setzt voraus, dass du dir mindestens eine Woche Zeit nimmst, um die unglaubliche Vielfalt der portugiesischen Blumeninsel zu ergründen.

Obwohl der (Kreuzfahrt)-Tourismus boomt und Madeira aktuell von Urlaubern und digitalen Nomaden aus der ganzen Welt überrannt wird, bietet die facettenreiche Natur immer noch Kraft spendende Rückzugsorte. Ich habe einen Monat auf der Insel verbracht und möchte nun meine Eindrücke von den Wanderungen auf Madeira mit dir teilen.

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Wandern Madeira: Allein oder mit Gruppe?

Zu Beginn meines Aufenthalts nehme ich an einem Ausflug in den Nordwesten teil. Während der Tour Richtung Fanal, Porto Moniz und São Vicente sagt der Fahrer eindringlich: Wandern auf Madeira niemals alleine! Als ich am Tag zuvor mit der Tschechin Gabi eine Levada-Wanderung mache, berichtet sie mir: Einmal sei ungefähr 50 Zentimeter vor ihr ein Felsbrocken auf den Weg gekracht. Steinschlag ist auf der Insel tatsächlich nichts Ungewöhnliches – ebenso wenig Touristen, die von Steinen erschlagen werden.

Wenn der Schutzengel pennt, ist es allerdings egal, ob du allein oder in einer Gruppe unterwegs bist. An steilen Abgründen, an denen auch Wanderwege verlaufen, können dir andere Menschen jedoch ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Ich empfehle dir, mit einem erfahrenen Guide auf Madeira wandern zu gehen. Es sollte jemand sein, der die Beschaffenheit der Wege aus dem Effeff kennt, dich auf mögliche Tücken hinweist und auf alle Leute in der Wandergruppe Rücksicht nimmt.


Während der ersten beiden Wochen auf der Insel schließe ich mich der Gruppe „Madeira Hiking“ auf Meetup an. Der Organisator dieser Netzwerk-Veranstaltungen für Remote Worker erweist sich leider als das Gegenteil eines umsichtigen Wanderführers. Ohne Rücksicht auf Verluste hetzt er wie ein Roboter durch die Landschaft. Ob die Gruppe zusammen bleibt, scheint ihn wenig zu kümmern. Zeit zum Schießen von Fotos bleibt kaum – außer wenn den Herrn die Lust überkommt, auf Selfies für die WhatsApp-Gruppe zu posieren …

So fühle ich mich beim Wandern auf Madeira unwohl, ziehe nach einigen Flops die Reißleine und buche bei lokalen Ausflugsveranstaltern in Funchal organisierte Wanderungen. Im Schnitt kosten solche Tagesausflüge zwischen 30 und 40 Euro. In der Meetup-Gruppe ist der Transfer zwar günstiger, doch für mich bedeuten diese Wanderungen auch eine Menge Frust. Ob du meine Meinung teilst, solltest du natürlich selbst herausfinden.

Wegweiser zum Wandern auf Madeira
Wegweiser für Wanderer bei Porto da Cruz, Foto: Reise-Liebe

Wandern auf Madeira an den Levadas

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Der Klassiker beim Wandern auf Madeira sind die Wege an den Levadas. Dabei handelt es sich um künstlich angelegte Wasserleitungen, die Wasser aus dem regenreichen Norden in den trockeneren Süden der Insel transportieren. Im 15. Jahrhundert begannen die Portugiesen mit dem Bau dieser Bewässerungskanäle. Viele Arbeiter bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben, denn die Konstruktion fand oft an klaffenden Abgründen statt.

Einen Eindruck erhasche ich an der Levada Nova bei Ponta do Sol. Mehrere hundert Meter laufe ich neben einer Felswand ohne Sicherungszaun und bekomme schon wieder schwitzige Hände, während ich mich nur daran erinnere. Die Aussicht ist ein Traum – Höhenangst aber eindeutig fehl am Platze!

Nicht alle Levadas sind so abenteuerlich wie die Levada Nova. Insbesondere älteren Menschen mit schwindender Kondition bieten diese Wege den Vorteil, dass sie kaum Steigungen aufweisen. Wenn du im Frühling oder Sommer eine Wanderung auf Madeira machst, blühen am Wegesrand üppige Blumen wie die blaue Hortensie. Bei meinem ersten Aufenthalt im Juni 2014 macht die Blumeninsel dieser Bezeichnung alle Ehre. Im Oktober dagegen sind die meisten Blumen längst verblüht.

Nach einigen Levada Wanderungen auf Madeira stelle ich fest, dass sie mich auf Dauer langweilen. Häufig sind der Hin- und Rückweg identisch und die Pfade viel zu schmal für die Heerscharen von Wanderern, die sich auf ihnen entlang quetschen. Als touristisches Highlight gilt die Levada das 25 Fontes, wo es von Menschen nur so wimmelt. Ähnlich gut besucht ist die Strecke von Queimadas zum Wasserfall Caldeirão Verde. Auf dem Weg zu der türkis leuchtenden Lagune mitten im Lorbeerwald durchquert man vier Tunnel mit reichlich Gegenverkehr.

Levadawanderung zum Caldeirão Verde
Der Caldeirão Verde, Foto: Reise-Liebe

Bergwanderungen auf Madeira

Mehr Abwechslungsreichtum beim Wandern auf Madeira erwartet dich in den Bergen. Die wohl beliebteste Wanderstrecke auf der Insel ist der Weg vom Pico do Areeiro zu Madeiras höchstem Gipfel Pico Ruivo (1.862 Meter). Die meisten Wanderer starten am frühen Morgen bei Dunkelheit, um den Sonnenaufgang über dem majestätischen Gebirge zu bewundern.

In der Nacht vor der Wanderung schlafe ich kaum, weil ich weiß, dass ich extrem zeitig aufstehen werde. Trotzdem meistere ich die mittelschwere Strecke mit den zahlreichen Auf- und Abstiegen und drehe dabei ein Video. Die in Worten kaum zu beschreibende Berglandschaft ist mein Motor. Immer wieder denke ich: „Ganz großes Kino!“ Anstelle von Neuseeland hätte sicher auch Madeira eine fantastische Kulisse für die Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ abgegeben.

Es gibt nur einen Wermutstropfen: die Menschenmassen. Kurz nach meiner Bergwanderung zum Pico Ruivo kommt es zu einem Erdrutsch, so dass die Strecke bis auf Weiteres gesperrt wird. Inzwischen scheint sie wieder geöffnet zu sein, denn die oben erwähnte Meetup-Gruppe hat in diesen Tagen zum Wander-Event „Pico to Pico“ eingeladen … Am besten informierst du dich vor jeder Wanderung auf Madeira, ob die Wetterbedingungen den Ausflug begünstigen.

Wandern auf Madeira zum Pico Ruivo
Auf dem Weg zum Pico Ruivo im Sonnenaufgang, Foto: Reise-Liebe

Highlights beim Wandern auf Madeira

Und was sind die schönsten Wanderungen auf Madeira? Laut meiner Erfahrung die Gipfelwanderung zum Pico Ruivo und der Küstenweg an der Ponta de São Lourenço. Das karge Kap im Südosten der Insel ist im Gegensatz zu vielen anderen Wandergebieten mit dem Bus von Funchal erreichbar. Die vulkanischen Klippen und Felsvorsprünge sind allesamt Augenweiden.

Beim Wandern versetzt mich die Landschaft ins Staunen, allerdings schwitze ich auch aus allen Poren. Auf der gesamten Strecke mangelt es an schattigen Plätzen, außerdem geht es ständig auf und ab. Deshalb rate ich dir, genügend Wasser mitzunehmen. Alternativ kannst du dich im Café am Ende des Wanderwegs erfrischen, bevor du den gleichen Weg zurück zum Parkplatz marschierst. Dort hält auch der Bus.

Eine traumhafte Aussicht an der Ponta de São Lourenço, Foto: Reise-Liebe

Mein krönender und vor allem mannigfaltiger Abschluss beim Wandern auf Madeira ist die Klippenwanderung über Larano bis kurz vor Porto da Cruz. Wir starten an einer Levada oberhalb von Machico und erleben eine phänomenale Aussicht über die Stadt und das Tal. Dann wandern wir eine Weile bergauf und picknicken am Aussichtspunkt Boca do Risco. Beim Essen verwöhnt mich die Landschaft bereits mit einem Vorgeschmack auf die Klippen, an denen ich meine Kamera kaum stillhalten kann. Ich bin dankbar, diese Schönheit der Natur mit der umsichtigen, herzlichen Wanderführerin Charlotte erleben zu dürfen. So verlasse ich die Insel mit der Lust, irgendwann weitere Wanderrouten auf Madeira zu entdecken. (as)

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2 Gedanken zu „Wandern auf Madeira: Zwischen Gipfeln und Levadas“

  1. Liebe Annika,

    wandern macht auf Madeira wirklich Spaß und es gibt einige, interessante Wege. Ich wandere allerdings ungern in einer Gruppe, weil ich mich da immer so gehetzt fühle.
    Daher hatte ich mir den Rother Wanderführer besorgt und Routen ausgesucht, die man gut auch als Paar ohne Guide bewerkstelligen kann. Und wir haben sogar noch einen Aussichtspunkt gefunden, den scheinbar niemand kennt.

    Danke für diesen interessanten Bericht.

    Liebe Grüße
    Liane

    1. Hallo Liane,

      zu zweit mit dem Partner und einem guten Wanderführer zu wandern, ist natürlich das Allerbeste. Ich bin allerdings Dauer-Single! Die Gruppen bei den gebuchten Ausflügen hatten glücklicherweise ein angenehmes Tempo drauf, während die Meetup-Gruppe die totale Katastrophe war, zumindest für mich.

      Liebe Grüße,
      Annika

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