Kurztrip nach Budapest: 3 Tage in Ungarns Hauptstadt

Kurztrip nach Budapest

Schon ganz lange habe ich von einem Kurztrip nach Budapest geträumt. Total inspiriert war ich von dem Liebesfilm-Drama Ein Lied von Liebe und Tod und dem legendären Selbstmordlied „Gloomy Sunday“ von Reszö Seress! Mit einem Kopf voller romantischer Vorstellungen von der prachtvollen Donau-Metropole der 1930er Jahre buche ich Anfang des Jahres einen megagünstigen Ryanair-Flug ab Berlin-Schönefeld und reserviere ein ebenso preiswertes Hostel-Zimmer, das bei Booking.com nur super Bewertungen abgestaubt hat.



Am 17. August heißt es um 4 Uhr in der Frühe aufstehen, denn um 7:15 Uhr hebe ich ab. Bis Schönefeld ist es von meiner Berliner Behausung eine Weltreise. Rechnet man den Fußweg zum U-Bahnhof und zum Terminal mit, dauert sie sogar länger als der Flug nach Budapest! Man fliegt nur eine Stunde und zehn Minuten.

Kurztrip Budapest
Foto: Reise-Liebe

72-Stunden-Ticket für die Öffis

Der Flughafen dort ist sehr modern. Kaum aus dem Flieger gestiegen, steht man schon in der Ankunftshalle, wo man sofort ein Ticket für den Stadtverkehr kaufen kann. Ein kleines Problem habe ich trotzdem: Alle Geldautomaten stammen von der Firma ATM, die meine EC-Karte der Sparkasse nicht akzeptiert. Das bedeutet, ich habe erst mal keinen einzigen Forint in der Tasche!

Glücklicherweise akzeptiert die Dame am Schalter BKV meine Karte, so dass ich mir nach dem ersten kleinen Schreck ein 72-Stunden-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr besorge. Kosten: 4.150 Forint (rund 14 Euro). Drei Tage lang darf ich mit dieser Fahrkarte alle Busse, U-Bahnen, Straßenbahnen, O-Busse, Straßenbahnen und Taxiboote auf der Donau nutzen. Nicht einmal für die Rückfahrt zum Flughafen muss ich bei diesem Kurztrip nach Budapest ein Extra-Ticket lösen.

Heldenplatz Budapest
Foto: Reise-Liebe

Vom Airport in die City

Der Weg in die City ist ein leichter. Vor dem Terminal wartet bereits der Flughafenbus 200E. Er fährt ungefähr 20 Minuten bis zur Endstation Köbanya Kispest, von wo die Metro-Linie 3 direkt ins Stadtzentrum düst. Drei Stationen vor dem City-Knotenpunkt Deák Ferenc tere habe ich meine Unterkunft für den Kurztrip nach Budapest reserviert.

Von der U-Bahn-Station Corvin Negyed spaziere ich ein paar Minuten bis zum A+A Hostel – und finde mich in der prallen Hitze vor einer verschlossenen Haustür wieder. Klingeln gibt es keine, nur einen Türcode, den ich nicht kenne. Nach einem Anruf lässt sich die Wirtin zehn Minuten später blicken.

Landwirtschaftsmuseum Budapest
Foto: Reise-Liebe

Ankunft im zentralen Hostel

Sie entführt mich in ein typisches Budapester Altbau-Hinterhaus mit Balkon-Zugängen zu den Wohnungen. So kenne ich es aus Filmen, ein viel zu enger Lift inklusive. Mein beengendes Einzelzimmer im zweiten Stock nehme ich für drei Nächte in Kauf, schließlich werde ich dort nur schlafen.

Als ich die Dame frage, wo die Bootsausflüge starten, für die es an der Rezeption allerhand Infomaterial gibt, möchte ich sie am liebsten in ein Seminar mit dem Titel „Kundenfreundlichkeit im Tourismus“ schicken. Sie antwortet mir: „I’m just here to clean your room.“

Ihr Englisch ist nicht nur extrem verbesserungswürdig, sie hat anscheinend auch keine Lust, es zu sprechen. Ich für meinen Teil hatte weder Zeit noch sonderlich großes Interesse, mir für einen dreitägigen Kurztrip nach Budapest Ungarisch beizubringen. Nachdem ich drei Häuser weiter einen Geldautomaten der Sparkasse entdeckt und meine Miete bezahlt habe, ist unser schlechtes Karma auch schon wieder beendet.

Budapest Panorama
Foto: Reise-Liebe

Nicht ganz: Drei Nächte werde ich richtig mies schlafen. Im Zimmer staut sich die Hitze und der Ventilator wirbelt die heiße Luft nur durcheinander. Ohne ihn würde ich gar kein Auto zumachen. Warum hat bei Booking.com vor mir niemand diese Macken erwähnt?

In einem Punkt haben übrigens alle vorigen Gäste recht: Die zentrale Lage ist ein echter Pluspunkt. Nach nur zwei Stationen mit der Metro Nummer 3 ist man am Ferenciek tere und damit fast am Donau-Ufer und auf dem Sprung in die Fußgängerzone Vaci utca. Nun weiß ich, dass man genau an dieser Haltestelle aussteigt, wenn man Bootstouren auf der Donau anpeilt. Die Budapester Ausflugsdampfer haben alle in der Nähe der weißen Elisabeth-Brücke ihre Anlegestellen. Schon wenn man aus dem U-Bahnhof kommt, sieht man die Brückenpfeiler.

Budapest bei Nacht
Foto: Reise-Liebe

Recherche vor Kurztrip nach Budapest

Zugegeben, ich hätte mich vor meinem Kurztrip nach Budapest sehr viel gründlicher über alles informieren können. Es liegt aber wohl in meiner Natur, nur eine Unterkunft und einen Flug zu buchen. Die wichtigsten Eckdaten hole ich mir immer zu Hause im Internet und lasse mich dann vor Ort treiben und überraschen. Ein bisschen mehr Recherchen über Budapest hätten im Nachhinein nicht geschadet!

Am Deák Ferenc tere beschließe ich nämlich, zuerst eine Orientierungsfahrt mit dem Sightseeing-Bus für Touris zu machen. Für 8.000 Forint (rund 24 Euro) kaufe ich mir bei „Hop on Hop off“ ein Ticket für 48 Stunden, eine Bootsfahrt auf der Donau ist in diesem Preis inbegriffen. Wer mag, kann auch an einem Stadtrundgang teilnehmen.

Budapest
Foto: Reise-Liebe

Fahrt mit dem Touri-Bus: besser nicht

Von einer Busfahrt mit dem Touri-Bus rate ich jetzt dringend ab! Auf Budapests hektischen Straßen staut sich der Verkehr. Das bedeutet also, man kommt kaum voran und die Wartezeiten auf den nächsten Bus nach einem „Hop off“ dauern eine gefühlte Ewigkeit. Der Vorteil sind die Infos zur Stadt, die man während der Bustour in unterschiedlichen Sprachen über Kopfhörer bekommt.

Fischerbastei Budapest
Foto: Reise-Liebe

Bootsfahrt auf der Donau

Die Bootsfahrt beginnt neben der Elisabethbrücke und ist das Einzige, was den Kauf dieses Touri-Tickets wirklich rechtfertigt. Vom Fluss aus genießt man einen Panoramablick auf alle wichtigen Sehenswürdigkeiten – zum Beispiel die Burg von Budapest, die Matthiaskirche, die Fischerbastei, das prächtige Parlamentsgebäude oder die Margareten-Insel (Margit hid).

An diesem Naherholungsgebiet mitten in der Donau zwischen Buda und Pest macht das Boot einen kurzen Stopp. Wer mag, kann die Tour hier abbrechen und über die Insel flanieren. Ich hebe mir das Insel-Vergnügen für den nächsten Tag auf und schieße auf dem Boot noch ein paar Bilder von den Bauwerken an beiden Donau-Ufern.

Margit hid Brücke Budapest
Foto: Reise-Liebe

In meinem oben genannten Lieblingsfilm sieht man nicht, dass Budapest im Zweiten Weltkrieg eine ganze Menge Zerstörung durch Bombenangriffe erlebt hat – in der Realität umso mehr. Zwischen den historischen Bauten im Habsburger Stil wurden so manche Bausünden errichtet, eine davon das Hotel Marriott am Ufer von Pest oder der Betonklotz neben der Stephans-Basilika. Außerdem mussten alle Brücken nach 1945 neu konstruiert werden.

Stephans-Basilika Budapest
Foto: Reise-Liebe

Zu Fuß auf den Gellértberg

Das alles lasse ich am Ankunftstag erst mal auf mich wirken. Am zweiten Tag in Ungarns Hauptstadt stehe ich früh auf (habe ja eh schlecht geschlafen) und besteige als erstes den Gellértberg. Ein bisschen verrückt bei über 30 Grad, von denen man dieses Jahr in Deutschland nur träumen konnte!

Die Fußwege liegen im Schatten der Bäume, so dass der Marsch zwar eine schweißtreibende Angelegenheit ist, ich von einem Kollaps trotzdem weit entfernt bin. Kurz nach acht sind noch keine Asiatengruppen unterwegs, die vielen Amis, die man immer schon vom Weiten krähen hört, auch nicht.

Kurztrip nach Budapest
Foto: Reise-Liebe

Die Besteigung des monumentalen, 235 Meter hohen Felsens beschert mir eine fantastische Panorama-Aussicht über Budapest. Im frühen 18. Jahrhundert glaubte die Bevölkerung der Stadt übrigens, dass sich am Gellértberg Hexen aus ganz Ungarn treffen. Die Schwefeldämpfe, die ich nicht bemerkt habe, und die Höhle im Felsen, die ich nicht finden konnte, sollen zu diesem Aberglauben beigetragen haben.

Am Fuße des Berges neben der Freiheitsbrücke hätte ich mir, wenn ich klüger gewesen wäre, ein Zimmer im Nobelhotel Gellért mieten können. Dazu gehört das Gellértbad, eine von zahlreichen Thermen, von denen ich bei meinem Kurztrip nach Budapest zwei ausprobiert habe. Dazu komme ich später!

Burg von Budapest
Foto: Reise-Liebe

Standseilbahn zum Burgviertel Buda

Erst einmal wandere ich vom Gellertberg zum Burgviertel in Buda und mache für 1.200 Forint (rund vier Euro) eine Fahrt mit der Standseilbahn. So ein Gefährt kenne ich aus Zagreb, allerdings geht es nicht ganz so steil nach oben und die Fahrt kostet nicht einmal einen Euro. Nach dem Gellért-Abenteuer ist mir irgendwie die Lust vergangen, anstelle der Bahn die Treppen zu nehmen.

Oben angekommen, könnte ich sofort so einige Museen besuchen, darunter die ungarische Nationalgalerie. Ja, bei miesem Wetter würde ich der Kunst frönen, aber mir ist längst aufgefallen, dass ein dreitägiger Kurztrip nach Budapest nicht reicht, um in dieser Riesenstadt mit ihrem vielfältigen Kulturangebot alles zu sehen. Mindestens eine Woche sollte man einplanen, aber selbst dann wäre man noch lange nicht durch!

Matthiaskirche Budapest
Foto: Reise-Liebe

Fischerbastei und Matthiaskirche

Ich setze also meinen Fußmarsch fort zur Fischerbastei und der Matthiaskirche. Diese beiden Monumente sind ein absolutes Muss in Budapest – nicht nur wegen der kunstvollen Architektur. Wenn man keinen Aufstieg auf den Gellértberg gemacht hat, hat man spätestens hier oben einen Panoramablick auf die Donau und den Stadtteil Pest.

Fischerbastei Budapest
Foto: Reise-Liebe

Vor der Reiterstatue von König Stephan I., der das Christentum in Ungarn verbreitete, wimmelt es vor Asiaten. Die strömen auch in Massen in die neogotische Matthiaskirche mit den bunten Dachziegeln, wo Eintritt verlangt wird. Ich finde es viel interessanter, das Bauwerk mitsamt der Fischerbastei von außen zu betrachten.

Schon unzählige Kirchen habe ich in meinem Leben von innen besichtigt, irgendwann verliert man echt den Überblick! Ich fotografiere die Matthiaskirche von allen Seiten – genauso die spitz zulaufenden Türme der Fischerbastei. Danach lasse ich mich durch Buda treiben und fühle mich architektonisch an Straßenecken von Gornji Grad erinnert. Gemeint ist die Oberstadt von Zagreb.

Fischerbastei Budapest
Foto: Reise-Liebe

Über den Batthyány Platz mit der barocken St. Anna-Kirche (leider geschlossen) verlasse ich Buda und peile als nächstes die Margareteninsel an. Sie ist zweieinhalb Kilometer lang und ein beliebtes Naherholungsgebiet in Budapest. Man erreicht sie per Bus, per Straßenbahn oder mit einem öffentlichen Taxiboot.

Margit hid Budapest
Foto: Reise-Liebe

Margareteninsel (Margit hid)

Auf der Insel kann man Fahrräder und Tretautos mieten, es fahren aber auch alle zehn Minuten klimatisierte Busse zu den verschiedenen Haltestellen auf Margit hid. Schon von weitem höre ich Musik: Die Klänge untermalen die Wasserspiele eines runden Springbrunnens, der auch der Abkühlung von Füßen dient.

Wenn die Sonne so brennt wie am 18. August 2017 in Budapest, ist die Insel der ideale Ort zum Entspannen. In Etappen schaffe ich es zu Fuß bis ans andere Ende, allerdings nicht ohne Pausen. Unterwegs sieht man die Ruinen eines Klosters und natürlich die tollen Parkanlagen, zum Beispiel einen Rosengarten und einen japanischen Garten, wo gerade eine Schildkröte neben einer Statue im Seerosenteich relaxt.

Im Schatten der Bäume kann man auf dem Rasen alle Viere von sich strecken. Für eine Abkühlung sorgt ein Freibad auf der Insel. Nachdem ich mit dem Bus bis zum Springbrunnen zurückgefahren bin, steige ich als nächstes in ein Taxiboot der Linie 12.

Japanischer Garten Margit hid Budapest
Foto: Reise-Liebe

Öffentliche Donau-Taxiboote

Diese öffentlichen Nahverkehrsschiffe sind ziemlich verwirrend, wenn man zum ersten Mal einem Kurztrip nach Budapest macht und kein Ungarisch versteht: Die 12 fährt entweder direkt zurück ins Zentrum oder sie macht zuerst einen Abstecher nach Arpad hid. Anschließend legt das Boot aber noch einmal an der Margareteninsel an!

Bis ich wieder die Elisabethbrücke erreiche, vergeht über eine Stunde. Ich betrachte das als positiv, denn so kann ich meine inzwischen schmerzenden Füße ausruhen und noch einmal Fotos von den Sehenswürdigkeiten am Donau-Ufer schießen. Besonders hat es mir das ungarische Parlamentsgebäude angetan.

Ungarisches Parlament Budapest
Foto: Reise-Liebe

Essen gehen in Budapest

Am Ziel angekommen, ist es schon kurz nach 14 Uhr und mein Magen möchte auch mal wieder gefüllt werden. Was typisches Essen aus Ungarn betrifft, erscheint mir die Auswahl für Vegetarier ein bisschen eingeschränkt. An jeder Ecke im touristischen Budapest wird mit Gulasch und Gulasch-Suppe geworben. Auch sonst entdecke ich auf den Speisekarten der ungarischen Restaurants nur Fleischgerichte.

Durch den Stadtplan des Hop-On-Hop-Off-Unternehmens werde ich auf das vegetarische indische Restaurant Govinda in der Nähe des Ferenciek tere aufmerksam. Zugegeben, ich muss es ein bisschen suchen, weil es unauffällig und recht versteckt ist. Mein Mittagessen – ein Auberginen-Curry mit Reis und Mango-Lassi – ist zwar nicht orginal indisch, aber lecker und kostet umgerechnet nur fünf oder sechs Euro.

Ansonsten gibt es in Budapest jede Menge Dönerbuden, die auch Falafel servieren, Japaner und Thai-Restaurants, Pizzerien – auf die Massen an Touristen aus aller Welt muss die Stadt schließlich vorbereitet sein. An meinem letzten Abend möchte ich mir ein besonderes Mahl gönnen. Ein Plan, der aufgeht!

Vaci Utca Budapest
Foto: Reise-Liebe

Der Trófea Grill auf der Restaurant- und Partymeile Kiraly Utca bietet nicht nur ein All-you-can-eat, es sind auch sämtliche Getränke wie Wasser, Wein, Bier, Saft und Limonade im Preis von 6.800 Forint (rund 20 Euro) inklusive. Zuerst zögere ich, dieses Lokal zu betreten, weil ich befürchte, dass sich die Summe für Vegetarier nicht rentiert.

Dann werde ich sofort eines Besseren belehrt: Im Trófea Grill kann man sich zwar alle möglichen Fleisch- und Fischsorten frisch grillen lassen, allerdings auch Zucchini, Austernpilze und geräucherten Käse. Auf dem reichhaltigen Salatbüffet finde ich sogar Bio-Tofu und von der sattgrünen Erbsensuppe könnte ich gar nicht genug bekommen.

Unter den Hauptgerichten ist Vegetarisch leider Mangelware, aber das fette Obst- und Nachtisch-Buffet kompensiert das alles. Außerdem bin ich nach Salat, Suppe, Gegrilltem und Dessert eh schon megavoll!

Der einzige Nachteil: Der Laden ist ziemlich gut besucht und Tische werden nur an Paare und Gruppen vergeben. Als Alleinreisende muss ich also an der Bar speisen, wo mich aber eine sehr freundliche Kellnerin in Smalltalk verwickelt und mich aufmerksam mit Getränken versorgt. Nach diesem Festmahl fühle ich mich einfach nur noch glücklich!

Satt und vom Wein leicht angeheitert, mache ich einen Spaziergang über die stylishe Partymeile von Budapest. Sie könnte überall sein, wo es von Touris nur so wimmelt – man spürt ein ähnliches Lebensgefühl wie an den Hotspots von Berlin. Mein superfrüher Rückflug am 20. August erlaubt es mir bei meinem Kurztrip nach Budapest nicht, in den vollen Kneipen in den Nebenstraßen der Kiraly Utca die Sau raus zu lassen.

Viel los ist schon tagsüber zwischen Deák Ferenc tere und dem Ferenciek tere. Dieses Gebiet lässt sich gut zu Fuß erkunden – sei es die opulent verzierte Stephans-Basilika, die Fußgänger-Zone Vaci Utca mit ihren zahlreichen Touri-Restaurants und Souvenir-Läden oder die riesige Markthalle am Ende der Vaci Utca.

Markthalle von Budapest
Foto: Reise-Liebe

Der Markt von Budapest

Ich habe mich schon in meinem Danzig-Bericht als Fan von Märkten geoutet: Diese Plätze sagen eine ganze Menge aus über die Kultur des jeweiligen Landes, vor allem über die Esskultur. Auf dem Markt von Budapest bemerke ich vor allem Paprikapulver von süß bis scharf, Paprika-Paste und getrocknete Chili-Schoten.

Die meisten dieser Produkte sind wie Souvenirs verpackt, man erhält sie aber auch in Supermärkten für einen Bruchteil des Touri-Preises. Genauso ist das übrigens mit ungarischem Fastfood in der Markthalle und an den Buden am Deák Ferenc tere. Kaum habe ich am Ankunftstag nicht aufgepasst, bin ich für einen Gemüsepuffer mit ein paar Paprikastücken und Joghurt schon 2.500 Forinth los – mehr als acht Euro!

Markt von Budapest
Foto: Reise-Liebe

Nächtliche Abzocke im Taxi

Wer einen Kurztrip nach Budapest macht, sollte sich also von Vorherein auf Abzocke gefasst machen, vor allem bei Taxifahrten mitten in der Nacht. Die Budapester U-Bahn hat nämlich selbst am Wochenende die Eigenart, nur bis kurz nach 23 Uhr zu verkehren und dann wieder ab 4:30 Uhr. Von Berlin total verwöhnt, wähne ich mich gegen halb eins in dem Glauben, alles sei ähnlich wie im Sodom und Gomorrha von Deutschland.

Auf einmal stehe ich am Ferenciek tere vor einer verschlossenen Metro-Station und denke mir: Gut, dann nehme ich eben ein Taxi, sind ja eh nur zwei Stationen. An den gelben Budapester Taxis kann man lesen, dass die Fahrt pro Kilometer nur 208 Forint koste. Es sollte also ein Spottpreis werden, schlussfolgere ich.

Weit gefehlt! Der Taxifahrer stellt mir 9.850 Forint für zwei oder drei Kilometer in Rechnung – über 30 Euro verlangt er damit von mir! Ich glaube zuerst an einen Fehler im Taxameter und gebe dem Herrn zu verstehen, dass dieser Preis doch niemals sein könne. Er behauptet, dass sei so üblich nach Mitternacht. Glauben kann ich ihm das bis heute nicht – zumindest bezweifle ich, dass die einheimische Bevölkerung derartig viel berappen muss!

Budapest bei Nacht
Foto: Reise-Liebe

Nachtbaden in der Therme Rudas

Der Grund für meine späte Taxifahrt: ein Nachtbad in der Rudas-Therme am Fuße des Gellértberges. Freitags und samstags kann man zwischen 22 und 4 Uhr das Badehaus für 4.800 Forint pro Person besuchen – eine Idee, mit der ich natürlich nicht allein bin. Ich schlage früh dort auf und erlebe das Thermalbecken auf der Dachterrasse noch bei moderater Füllung.

Diese Terrasse ist ein Erlebnis: Von dort oben genießt man beim Baden einen spektakulären Panoramablick auf das nächtlich beleuchtete Budapest. Die Elisabethbrücke liegt gleich zur Linken, die Freiheitsbrücke zur Rechten. Bei so einem Blick ist es ein Leichtes, das Leben zu feiern!

Budapest bei Nacht
Foto: Reise-Liebe

In den Hallen des Rudas gibt es mehrere Whirlpools, ein Schwimmerbecken, ein Thermalbad im türkischen Stil, kalte Tauchbecken, ein Dampfbad und eine Sauna. Das Dampfbad und die Sauna halte ich für extrem gewöhnungsbedürftig: Überall in der Therme und so auch dort herrscht strenger Textilzwang. Mich im Badeanzug in die Sauna zu setzen, ist für mich ein absolutes No-Go! Also lasse ich es bleiben, in Berlin gehe ich eh regelmäßig saunieren.

Bad Széchenyi Budapest
Foto: Reise-Liebe

Jugendstil-Heilbad Széchenyi

Am nächsten Morgen im altehrwürdigen, 1913 eröffneten Schwimmbad Széchenyi wiederholt sich das vom Vorabend bekannte Spiel (Eintrittspreis: 5.100 Forint). Nacktheit in der Sauna und im Dampfbad ist offenbar in Ungarn total verpönt. Auch Handtücher auf den Holzbänken scheint man nicht zu kennen – andere Länder, andere Sitten!




Im Außenbereich, der von den wunderschönen sattgelben Jugendstil-Badehallen umzäunt ist, bleibt das erfrischende Schwimmer-Becken fast leer. Dies ist der einzige Pool, den man auf keinen Fall ohne Badekappe auf dem Kopf betreten darf. Als ich meine Bahnen ziehen will, werde ich von einem der vielen Bademeister angepfiffen und aus dem Becken beordert.

Bad Szechenyi Budapest
Foto: Reise-Liebe

Diese Trillerpfeife ertönt ständig, denn nahezu kein Besucher hat mit Badekappen-Pflicht gerechnet. In den beiden anderen Außenbecken, die mit erheblich wärmerem Wasser gefüllt sind, darf man auch ohne die antiquierte Kopfbedeckung planschen. Nur am Rande des Schwimmerbeckens ist es erlaubt, sich zu lümmeln, ohne angepfiffen zu werden. „Haben die Bademeister nichts Besseres zu tun?“, frage ich mich.

Trotzdem entspanne ich über fünf Stunden im Budapester Heilwasser. Es hat sich gelohnt, schon um halb neun am Morgen damit anzufangen. Gegen Mittag platzt das Bad vor internationalen Besuchern aus allen Nähten! Ganz in der Nähe befindet sich übrigens der Heldenplatz (Hösök tere), den ich schon am Vortag besucht habe.

Heldenplatz Budapest
Foto: Reise-Liebe

Führungen durch die Budapester Oper

Sowohl zum Széchenyi-Bad als auch zum Heldenplatz fährt ab dem Deák Ferenc tere die Metro-Linie 1. Opern-Liebhaber können zwischendurch einen Stopp am Opernhaus in der mondänen Andrassy Utca einlegen. Die Oper macht zurzeit allerdings Sommerpause und wird anschließend bis 2018 renoviert.

Ich mache am Nachmittag nach dem Baden eine Opernführung mit. Den Rundgang empfinde ich als oberflächliche Massenveranstaltung, trotzdem staune ich über die Pracht dieses Gebäudes, das noch aus der Zeit von Kaiser Franz Josef und seiner Sissi stammt und den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überlebt hat.

Wenn man Fotos machen möchte, muss man dafür extra zahlen, auch für das routiniert wirkende Mini-Konzert einer Operndiva im Treppenhaus. Das Konzert gönne ich mir, ein paar Fotos schieße ich heimlich vor der Führung.

Oper von Budapest
Foto: Reise-Liebe

Kurztrip nach Budapest: Fazit

Danach schließe ich meinen Kurztrip nach Budapest mit dem bereits erwähnten Superessen im Trófea Grill ab und verlasse die Donau-Metropole am nächsten Morgen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Realität ist nicht mehr „Gloomy Sunday“, aber sie hat auch ihre schönen Seiten.

Zum Abschluss empfehle ich jedem Reisenden, sich vor einem Kurztrip nach Budapest ein paar Worte Ungarisch anzueignen. Auch wenn das Schriftbild der Sprache wirkt wie vom anderen Stern und sie ähnlich kompliziert klingt wie Finnisch, scheinen viele Einheimische mit Englisch auf Kriegsfuß zu stehen. Ein Grundverständnis hätte mir bestimmt ein paar Dinge erleichtert … (as)

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2 Gedanken zu „Kurztrip nach Budapest: 3 Tage in Ungarns Hauptstadt“

  1. Da hattest du ja eine tolle Reise! Ich liebe Budapest so sehr, deine Fotos und dein Bericht machen mir gerade wieder Lust, dort hin zu reisen! 🙂 Aber die Taxifahrt war ja wohl wirklich eine Frechheit… ich bin in Budapest auch einmal mit dem Taxi gefahren, allerdings zu einem halbwegs normalen Preis.
    LG Larissa

  2. Bin gerade in Budapest und von den öffentlichen Verkehrsmitteln total begeistert. Bus, S-Bahn, Metro… und das alles mit 24 Stunden Ticket oder 72 Stunden oder 7 Tage Ticket für wenig Geld jederzeit zu nutzen. Es gibt übrigens auch so einige Nachtbuslienen, durch die sich teure Taxifahrten vermeiden lassen. Die Fähren auf der Donau D11 und D12 sind auch im Preis mit drin (außer am Wochenende).
    Tolle Stadt, sehr zu empfehlen.
    LG, Annette

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