Kirschblütenallee Teltow: Japan-Zauber auf dem Mauerweg

Kirschblütenallee Teltow

Die Kirschblütenallee Teltow ist ein rund anderthalb Kilometer langer Abschnitt auf dem Berliner Mauerweg. Etwa 1.000 Kirschbäume lassen hier gerade üppige rosa Blüten sprießen. Mit frühlingshafter Pracht locken sie Menschen aus ihren vier Wänden und verbreiten Freude.

Obwohl ich seit 2006 in Berlin wohne, habe ich die Kirschblütenallee kein einziges Mal besucht. Ausgerechnet in diesem denkwürdigen Jahr schwinge ich mich auf den Sattel und radele nach Süden. 17 Kilometer zeigt mir mein Navi an. Er lotst mich durch die Berliner City, wo zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger blauen Himmel und Sonnenschein genießen. Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre.

TV Asahi Kirschblütenallee
TV Asahi Kirschblütenallee, Foto: Reise-Liebe

Kirschblütenallee Teltow lockt Besucher

Es ist der 19. April 2020 – laut politischer Beschlüsse im März der letzte Tag des Corona-Lockdowns. Nachdem freiheitsbeschränkende Maßnahmen wie das Kontaktverbot verlängert worden sind, scheinen Frau Merkel, die Herren Spahn und Drosten immer weniger offene Ohren in Berlin zu finden. Obwohl das große Kirschblütenfest Hamami am 26. April abgesagt worden ist, tummeln sich jede Menge Besucher auf der Kirschblütenallee. Viele sind wie ich mit dem Fahrrad unterwegs, andere gehen mit ihren Kindern spazieren.




Wie so oft in diesen Tagen habe ich meine Kamera dabei, um die landschaftlichen Schönheiten in Berlin und Brandenburg für die Allgemeinheit einzufangen. Im März wurde mein Mallorca-Wanderurlaub gecancelt. Ende dieses Monats fällt ebenfalls meine Kroatien-Slowenien-Reise ins Wasser und ich schätze die Natur vor der Haustür noch viel mehr als je zuvor.



Die pompösen Kirschblüten zwischen Berlin-Lichterfelde und Teltow betrachte ich als Symbol der Fruchtbarkeit und Hoffnung. In diesem Jahr sollte jedoch auch die geschichtliche Bedeutung der Kirschblütenallee Teltow wieder stärker in den Fokus rücken. Sie ist schließlich ein Ort der Freiheit!

Kirschblüten in Teltow
Kirschblüten, Foto: Reise-Liebe

Kirschblütenallee als Ort der Freiheit

Wo heute ein märchenhafter Blütenzauber die Sinne betört, trennte bis 1989 ein kahler Todesstreifen mit heimtückischen Grenzsicherungsanlagen Ost und West. Einwohner im südlichen West-Berlin und in Teltow, die räumlich gesehen Nachbarn waren, lebten vor einer unüberwindbaren Mauer – Kontakte ausgeschlossen, Überwachung inklusive.

Nach dem Fall der Berliner Mauer ermunterte die japanische TV Asahi Group Menschen in ganz Japan, ihre Freude über die deutsche Wiedervereinigung mit einer Spende zum Ausdruck zu bringen. Das gesammelte Geld wurde in die Pflanzung von etwa 10.000 Kirschbäumen in Berlin und Brandenburg investiert. Den allerersten Baum pflanzte man an der Glienicker Brücke in Potsdam. An anderen Orten der Teilung, darunter die East Side Gallery und die Bornholmer Straße, folgten weitere Pflanz-Aktionen.



An den großzügigen Einsatz der Japaner für Deutschland erinnert der offizielle Name der Kirschblütenallee Teltow. Der lautet TV Asahi Kirschblütenallee. In Gedanken verpasse ich ihr bis auf Weiteres die Bezeichnung Anti-Coronoia-Allee. Da jedoch alles, und auch die Coronakrise, mehrere Seiten hat, ist ein Teil von mir froh, dass 2020 kein Kirschblütenfest stattfindet. Schon jetzt quellen Mülleimer am Wegesrand über. Manche Passanten haben ihren Abfall sogar zwischen den Bäumen entsorgt. Wie viel Corona, Corinna, Cruella, Krawalla benötigen diese Köpfe noch, dass mehr Achtsamkeit in sie einzieht? Mit dieser Moralkeule beende ich meinen Ausflug zur Kirschblütenallee. (as)

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2 Gedanken zu „Kirschblütenallee Teltow: Japan-Zauber auf dem Mauerweg“

  1. Als Anwohner hat man eher das Gefühl, dass es sich hierbei um Kirschblüten- und Rapsterroristen handelt. Neben dem bereits erwähnten Müll, werden ja auch die großen und kleinen Geschäfte in unmittelbarer Sichtweite der Häuser entsorgt. Die endlosen Diskussionen mit Leuten, die die Grundstückzufahren zuparken, oder die hunderten Autos, die über die zum Teil unbefestigten Straßen riesige Staubwolken hinter sich herziehen, belasten die Bewohner sehr. Diese Massen, an Wildparkern, bringen natürlich auch eine erhebliche Lärmbelastung. Bitte kommt zu Fuß, oder mit dem Fahrrad, denn es gibt hier keine Parkplätze. Vielen Dank dafür.

    1. Ja, Achtsamkeit lässt bei vielen etwas zu wünschen übrig! Ich empfehle auch, mit dem Fahrrad oder zumindest mit der S-Bahn zu kommen.

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