Faszinierende 1.600 Kilometer umfasst der Ostseeküstenradweg Eurovelo 10 in Finnland. Wer sich in dem nordischen Land auf Radreisen begibt, durchquert tiefe Wälder, erlebt mystische Seen und traditionelle Holzhäuser. Um einen ersten Eindruck vom Radfahren in Finnland zu bekommen, ist es gar nicht notwendig, den kompletten Fernradweg zu meistern. Meine rund 280 Kilometer lange Radreise Turku Helsinki auf dem Eurovelo 10 wirkt auf den ersten Blick wie ein Katzensprung – ist jedoch eine echte sportliche Herausforderung. In diesem Artikel erfährst du, was dich auf der Radtour erwartet.
Voraussetzungen für Radreise Turku Helsinki

Fünf Etappen unter 100 Kilometer und eine relativ kurze Radreise in Finnland. Das kann ja nur locker werden – zum Beispiel so wie meine gemütliche Tour auf dem Gurkenradweg im Spreewald. Zumindest glaube ich das am Start in Turku. Kaum habe ich die Hafenstadt im Südwesten von Finnland verlassen, beweist mir der Ostseeküstenradweg das Gegenteil.
Wegen der letzten Eiszeit, die unzählige Granitberge in der Landschaft hinterlassen hat, entpuppt sich die Radreise Turku Helsinki als außerordentlich bergiges „Vergnügen“. Der komplette Abschnitt des Eurovelos, den ich mir vorgenommen habe, wirkt wie eine Berg- und Talfahrt mit starken Gefällen. Nach kräftigem Treten in die Pedale folgen rasante Talfahrten auf meist kurvigen Straßen. Manchmal kommt es mir vor, wie auf einer Sinuskurve Rad zu fahren. Ebene Strecken ohne An- oder Abstiege sind extrem rar zwischen Turku und Helsinki.
Deshalb ist es für die Finnland Radreise sinnvoll, eine Menge Ausdauer und bei Bedarf ein E-Bike mitzubringen. Auf meinem schwer bepackten Trekking-Rad ohne Elektromotor brauche ich bei mittlerer Sportlichkeit „sisu“. Dieses finnische Wort lässt sich zwar nicht eins zu eins übersetzen, bedeutet aber so viel wie innere Stärke, Willenskraft und Kampfgeist.
Etappen der Finnland Radreise
Falls du eine Sportskanone bist und schon mit den Hufen scharrst, um auf der Finnland Radreise Turku Helsinki die 1.000 Berge zu bezwingen, steht es dir natürlich frei, längere Etappen in kürzerer Zeit zu radeln. Für mich erweist es sich als goldrichtig, die Strecke in folgende fünf Abschnitte einzuteilen.
Von Turku nach Salo
Nach einem traumhaften Abstecher zu Arctic SnowHotel & Glass Igloos in Lappland nehme ich den Nachtzug von Rovaniemi nach Turku und verbringe die Nacht im Schlafwagen. Das ist zwar die bequemste Art des Zugreisens, doch beim Rattern über die Schienen bleibt mein Schlaf leicht. Würde ich diese Radreise noch einmal planen, hielte ich es für das Beste, einen Ruhetag in Turku einzulegen und ganz entspannt die Burg aus dem späten 13. Jahrhundert zu besichtigen.

Stattdessen steige ich am Hafen aus dem Zug und starte sofort die Etappe nach Salo. Es ist wirklich ratsam, die Radreise am Hafen zu starten, weil die Wegweiser für den Eurovelo 10 dort kaum zu übersehen sind. Bis zum Dom zu Turku erscheint es mir leicht, dem Fernradweg zu folgen. Bis ich mich in einem nervigen Wirrwarr aus Baustellen verliere! Ein Blick auf die Online-Karte des Eurovelos und Google Maps helfen schließlich, den Weg aus der Stadt zu finden.
In der Nähe der Bahnstrecke Turku Helsinki geht es durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend über die kleine Stadt Paimio nach Salo. Der Eurovelo bleibt im Hinterland, anstatt direkt an der von Schären durchzogenen Küstenlinie zu verlaufen.
In der modernen Innenstadt von Salo erwarten mich zum einen Einkaufszentren. Zum anderen kann man an der gepflegten Promenade am Fluss flanieren und die farbenfrohen alten Holzhäuser rund um das betonierte Zentrum bewundern. Außerdem gibt es einen weitläufigen Marktplatz, der schon zum besten in ganz Finnland gewählt wurde. Wegen der Nähe zur Natur trägt Salo auch die Bezeichnung „Tor zum finnischen Archipel“.
Aufgrund meiner Unterkunft endet die Etappe sogar mitten in der Natur: ungefähr 13 Kilometer außerhalb der Stadt am Ufer des wunderschönen Sees Lehmijärvi. All mein Fluchen und Stöhnen wegen der ständigen Bergauf-Fahrten wirkt in dieser Idylle wie weggeblasen. Es ist eine großartige Belohnung, mich am Seeufer zu erholen und am nächsten Morgen mit Seeblick zu frühstücken.

Von Salo nach Tammisaari

Nicht immer ist es möglich, eine Übernachtung direkt am Eurovelo zu buchen. Das Hostel am Lehmijärvi liegt ein paar Kilometer abseits des Radwegs, so dass ich die Etappe von Salo nach Tammisaari auf einer alternativen Route starte. Diese führt mich kilometerweit über eine Landstraße mit der Nummer 52, die direkt zum Etappenziel läuft.
Dieser Straße könnte ich übrigens folgen, um die Radreise Turku Helsinki abzukürzen, doch wer mich kennt, der weiß, dass ich es hasse, neben Autos und LKWs zu radeln – erst recht ohne Radweg am Straßenrand. In der Nähe des Dörfchens Laukka treffe ich auf den Eurovelo 10 und setze die Reise auf Nebenstraßen durch Wälder, Wiesen und Felder fort. Mehrere Male gelange ich erneut auf die 52 und biege nach kurzer Zeit immer wieder auf Feldwege ab.
In dieser Gegend scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es mangelt zwar an Lebensmittelläden und Restaurants, doch die zahlreichen roten Schwedenhäuser versetzen mich in eine Astrid-Lindgren-Idylle, in der ich mich von Preiselbeeren und Äpfeln ernähre. Die Früchte helfen mir, bis zum Etappenziel durchzuhalten.
Tammisaari kommt mir vor wie eine schwedische Enklave, wo hauptsächlich Schwedisch gesprochen wird. Gebräuchlicher ist deswegen der schwedische Name Ekenäs. Auch wenn man im Supermarkt bezahlt, merkt man, welche Sprache dominiert – die Kassiererin spricht mich auf Schwedisch an. Wie ein Bilderbuch-Ort in Schweden zeigt sich die Altstadt mit ihren malerischen Holzhäusern und der Stadtkirche aus dem 16. Jahrhundert.
Von hier lasse ich mich am Wasser zum Hafen treiben. Wenn ich länger als eine Nacht bliebe, würde ich mit Sicherheit schauen, ob Anfang September noch Dampfschifffahrten in den Schärengarten angeboten werden. Im Sommer haben Reisende die tolle Gelegenheit, einen Ausflug mit dem historischen Dampfer M/S Sunnan II aus dem Jahr 1906 zu machen.

Von Tammisaari nach Inkoo
Bei dichtem Herbstnebel, der im Laufe des Morgens verschwindet, geht die Reise nach Inkoo weiter – oder Ingå, wie der Küstenort auf Schwedisch heißt. Auf dieser Etappe ist die Radreise Turku Helsinki besonders bergig und wegen der zahlreichen Kurven anscheinend ein Magnet für Motorradreisende.
Mein Lieblingsort dieser Etappe ist das Dorf Fagervik, wo ich am See auf einem Granitfelsen picknicke und anschließend vor dem Museums-Café Kaffee trinke. Es ist die erste Gelegenheit, dies außerhalb von Tammisaari zu tun. Interessierte können jenseits der Hauptstraße ein Eisenwerk erkunden. Mich dagegen ziehen eher der entzückende Park, die roten Holzhäuser, die Kirche und das Herrenhaus Fagervik Gård in den Bann. Allerdings halte ich ein bisschen Abstand, weil in diesem aus der Zeit gefallenen Paradies gerade Hochzeit gefeiert wird.

Nach einem diskreten Foto-Stopp strampele ich die letzten Kilometer bis Inkoo, wo mir die Übernachtung wie bereits am Lehmijärvi wie eine Belohnung vorkommt. Hier kann man in einem Kunstladen mit Werkstatt nach stilvollen Souvenirs stöbern, an der Marina auf einer Bank entspannen und zum Sandstrand spazieren. Gleich daneben wartet ein Picknickplatz mit Grill, Bänken und herrlicher Aussicht auf den Schärengarten. In dieser finnischen Ostsee-Idylle wird mir mal wieder richtig bewusst, dass sich die Plackerei auf dem Fahrrad für mich gelohnt hat.

Von Inkoo nach Kirkonummi

Wie ein grauweißer Schleier liegt Nebel über der Region Uusimaa – den ganzen Tag. Auf der Radtour nach Kirkonummi bezwinge ich noch immer viele Hügel, doch allmählich werden die Steigungen moderater. In Kurven schlängelt sich der Eurovelo 10 durch Wälder und abgeerntete Felder. Zwischen gelbem Laub auf dem braunen Erdboden lugt eine dreifarbige Kätzin aus dem Dickicht hervor. Es ist das perfekte Herbstbild, das ich leider nicht einfangen kann, weil die Katze so schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist.
Viele Sehenswürdigkeiten gibt es nicht außer einer alten Mühle mit rauschendem Wasser bei Sundby. Kirkonummi befindet sich schon in der D-Zone der öffentlichen Verkehrsmittel von Helsinki. In dieser grauen Vorstadt kann man in einen Pizza-Imbiss Mittag essen, in den Supermärkten Lebensmittel einkaufen und einen Abstecher zu einer Marina in Båtvik machen. Letzteres empfiehlt sich aber nur, wenn man ein Boot besitzt.
Mit der Erinnerung an eine private Bootstour in den Schärengarten strampele ich durch Sprühregen zu meiner Unterkunft vor den Toren von Espoo. Für den Rest des Tages bleibe ich in dieser hübschen Wohnung, und langsam wird mir klar, dass meine Radreise in Finnland fast zu Ende ist.
Von Kirkonummni nach Helsinki

Nach dem Überqueren der Brücke zwischen Kirkonummi und Espoo bin ich in vertrautem Terrain angekommen. Weil ich die Gegend schon seit Jahren kenne, verlasse ich den Eurovelo und mache mit der Radreise Turku Helsinki ab Kivenlahti auf dem Küstenweg weiter. Ich weiß, dass mich dieser ausgeschilderte Pfad für Fußgänger und Radfahrer durch lauschige Natur am Meer entlang lotst. Den Schärengarten von Helsinki, von dem mein aktuelles Reisebuch handelt, habe ich die ganze Zeit im Blick. Inseln spiegeln sich im Wasser, als sich der Nebel an diesem sonnigen Tag verzogen hat.
Über Tapiola und Matinkylä gelange ich nach Lauttasaari, entdecke den Eurovelo 10 wieder und entscheide spontan, ihm in den hübschen Stadtteil Munkkiniemi zu folgen. Zeit für Kaffee und Kuchen mit Meerblick, bevor ich zum Domplatz von Helsinki radele und wieder einmal feststelle, dass Finnlands Hauptstadt ein hervorragendes Radwegenetz bietet.

Wegbeschaffenheit der Radreise Turku Helsinki

Der Ostseeküstenradweg zwischen Turku und Helsinki läuft fast durchgehend über asphaltierte Straßen. Auf ländlichen Nebenstraßen sind allerdings Schlaglöcher gang und gäbe, so dass man gerade bei Bergab-Fahrten vorsichtig und vorausschauend fahren sollte. Schotterwege wie in Lettland gibt es auf dieser Radreise kaum.
Nichtsdestotrotz führt die Radstrecke immer wieder über verkehrsreiche Landstraßen, doch die nächste Abzweigung auf einen Feldweg ist dann nie weit weg. Vorsicht solltest du auch rund um Fagervik walten lassen. Auf den kurvenreichen Straßen sind viele Motorradfahrer mit heißem Reifen unterwegs.
Insgesamt ist der Eurovelo 10 in Finnland exzellent mit blauen Wegweisern ausgeschildert. Etwas Verwirrung stiften lediglich die Baustellen in Turku, die hoffentlich nur ein vorübergehendes Problem darstellen. Auch am Dom von Turku könnte die Ausschilderung eindeutiger gestaltet werden. An diesem Punkt verfährt man sich schnell, wenn man den Weg nicht kennt.
Wo übernachten am Eurovelo 10?
Auf der Radreise Turku Helsinki gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geschmack und jedes Budget. Ich buche sowohl Hostel- und Pensionszimmer als auch ein Airbnb-Apartment zu relativ moderaten Preisen. Noch günstiger fährt man wahrscheinlich in Finnland Fahrrad, wenn man auf Campingplätzen übernachtet.
Wegen des finnischen Jedermannsrechts ist sogar Wildcampen erlaubt – außer in Naturschutzgebieten und Nationalparks. Wer auf einem Privatgrundstück zelten möchte, sollte vorher den Eigentümer um Erlaubnis bitten. Wichtig ist, seinen Müll hinterher mitzunehmen und in dafür vorgesehenen Containern zu entsorgen.
Radreise Turku Helsinki als Radsport-Training
Wie in meinem Video der Radreise nach Helsinki zu erkennen ist, hat mir die Tour sportlich einiges abverlangt. Als ehemalige Vierer-Abonnentin im Schulsport bin ich deshalb besonders stolz, dieses Abenteuer geschafft zu haben. Im Laufe der Radtour denke ich häufiger, dass der Eurovelo 10 zwischen Turku und Helsinki das optimale Trainingsgebiet für die Saimaa Cycle Tour wäre.
Dieser Gedanke erfüllt mich mit Vorfreude, denn 2026 gehe ich bei dieser Radsport-Veranstaltung wieder an den Start und werde mir im kommenden Sommer bestimmt noch die eine oder andere Fahrradroute in Finnland vornehmen. (as)