Einmal von Wien über die Donau nach Budapest schippern – davon träumte ich als Teenie, weil Queen während ihrer Magic Tour 1986 genau das getan hatten. Heute fahren nur Fluss-Kreuzfahrtschiffe diese Strecke, doch ehe ich an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gehe, sollte ich wohl noch ein paar Jahrzehnte warten. Die Klientel ist ja immer etwas betagter oder spießig! Zu meinem Glück gibt es den Twin City Liner, der Wien und Bratislava verbindet.
Bootsausflug online gebucht
Mein Aufenthalt in der slowakischen Hauptstadt lässt sich also perfekt mit einem Bootsausflug nach Österreich kombinieren. Die Tour am 30. April buche ich am 10. März online auf der Website der Reederei und ergattere einen Mini-Frühbucherrabatt von ein paar Euro für die Hinfahrt. Die Kosten für Schifffahrten mit dem Twin City Liner variieren stark: Für die Route nach Wien zahle ich 18 Euro, für die Rückfahrt 31. Trotzdem ein faires Angebot für einen Tagesausflug mit über vier Stunden Freizeit in der österreichischen Metropole!
Anlegestelle in Bratislava
Die Anlegestelle am HUMA 6 in Bratislava lässt sich leicht finden. Erstens weisen Schilder in der Altstadt den Weg zu den Donau-Schiffsterminals. Zweitens muss man sich schon ziemlich dämlich anstellen, um in dieser relativ kleinen Hauptstadt den Fluss zu verfehlen. 😉 Wenn man am Twin-City-Liner Gate steht, sieht man am anderen Ufer den UFO-Aussichtsturm.
Für die Bootstour nach Wien herrscht reger Andrang am HUMA 6. Viele Passagiere haben Koffer dabei – sie nutzen das Schiff wohl für die Weiterreise. Ich habe auch kurz überlegt, ob ich meinen Tschechien-Slowakei-Trip einen Tag früher beende und von Wien mit easyjet zurück nach Berlin fliege. Weder will ich durch Bratislava hetzen noch habe ich Lust, vollbepackt durch Wien zu streifen!
Zugeteilte Sitzplätze
Auf dem österreichischen Twin City Liner spricht man wieder Deutsch – begrüßt werde ich mit „Grüß Gott“. Jeder Passagier bekommt bei der Ticket-Buchung einen Sitzplatz unter Deck zugeteilt. Dahin zieht mich bei dem sonnig warmen Frühlingswetter aber nichts. Draußen will ich sitzen und die idyllische Flusslandschaft genießen! Ein Großteil der anderen Gäste scheint das genauso zu sehen wie ich.
Speedboot Twin City Liner
Es gibt zwei Außendecks auf dem Twin City Liner – eines am Heck, wo Raucher ihr Laster pflegen dürfen, und ein zweites on top. Wenn man dort oben verweilt und auf eine ganz gemütliche Schifffahrt hofft, täuscht man sich übrigens gewaltig. Man ist auf einem Speedboot gelandet, so dass der Wind von allen Seiten pfeift und die Haare fies durcheinanderwirbelt. Auf dem oberen Außendeck hat man allerdings auch den besten Blick. So bleibe ich und ziehe mich immer mal wieder in den Windschatten am Heck zurück.
Donau-Auen & Burg Devin
Die Landschaft entlang der Donau ist ein grüner Traum unter strahlend blauem Himmel, an dem sich während der Fahrt nach Wien ein paar Schäfchenwolken tummeln. Wir passieren die Donau-Auen und die imposante Burgruine Devin nur wenige Kilometer hinter Bratislava, wo bereits die Grenze zu Österreich verläuft. Dieses Nationaldenkmal (siehe Titelbild) ist seit 1961 ein Freilichtmuseum und kann besichtigt werden. Das schaffe ich zeitlich nicht und bestaune die Festung zweimal vom Boot aus. Auch ein Fest für die Augen und meine Kamera!
Je näher Wien rückt, desto mehr Holzhäuschen stehen am Ufer der Donau – Fischerhütten, heißt es in der Ansage, die über Lautsprecher zu den Passagieren schallt. Das Boot gleitet dann durch die Einflugschneise des Wiener Flughafens, Erklärungen bedarf es keine, denn die Flugzeuge im Landeanflug beweisen es.
Freizeit in Wien
Kurz darauf biegt der Twin City Liner ab in den Donaukanal, um die Anlegestelle am Schwedenplatz in der Wiener City anzusteuern. Aus Sicherheitsgründen müssen nun alle ihre gebuchten Plätze einnehmen – die sind übrigens superbequem, aber zum Fotografieren der Landschaft eher ungeeignet.
Knapp anderthalb Stunden dauert die Reise von Bratislava nach Wien, etwa 55 Kilometer trennen die beiden Städte. Für mich ist es bereits der dritte Besuch in Österreichs Hauptstadt, der erste bei so angenehmen frühsommerlichen Temperaturen und Sonnenschein. Nur einige hundert Meter spaziere ich vom Schwedenplatz zum Stephansdom und stürze mich ins lebhafte touristische Treiben.
Wien flasht mich wieder mal total: Das ist eine Hauptstadt von wahrer Größe, das Überbleibsel eines riesigen Kaiserreiches mit unzähligen Kulturschätzen und architektonischem Bombast. Ich flaniere durchs Zentrum, unter anderem zur Hofburg, esse Mittag und lasse meinen Aufenthalt mit einem Cocktail in der Strandbar Herrmann ausklingen.
Gegen 16:30 Uhr geht es zurück nach Bratislava, der Himmel ist noch blauer und ich lasse mir noch einmal auf dem Twin City Liner die Haare durchpusten. Meine Lebenszeit ist an diesem Tag gut investiert! (as)
Bloggen kostet Zeit und Geld. Schätzt du meine Arbeit? Dann freue ich mich über einen Energieausgleich in meiner virtuellen Kaffeekasse bei Paypal › Spenden für Reise-Liebe