Wandern Hohe Tatra: Kälteschock in der Slowakei

Wandern Hohe Tatra

Die Hohe Tatra ist mit rund 341 Quadratkilometer Fläche das kleinste Hochgebirge der Welt. Sie gehört zu den Karpaten und liegt zu zirka 75 Prozent in der Slowakei. Der Rest ist polnisches Staatsgebiet. Da sich die Gebirgsregion in Ost-West-Richtung nur etwa 27 Kilometer weit ausdehnt, lässt sie sich leicht überblicken, wenn man sie von der slowakischen Stadt Poprad aus betrachtet. Wandern Hohe Tatra – dieses Motto leben hier viele Reisende, denn die Berglandschaft ist beeindruckend und vielfältig. Selbst im „Wonnemonat“ Mai, der mir 2025 in der Slowakei einen Kälteschock versetzt.

Bestes Klima für Wandern Hohe Tatra

In der Hohen Tatra herrscht ein alpines Klima mit kontinentalen Einflüssen. Anscheinend bin ich es als bekennende Meeresanbeterin nicht gewohnt: Nach meiner Ankunft in Poprad bekomme ich als erstes schlafraubende Kopfschmerzen. Ein Anfall von Wetterfühligkeit – immerhin hat der Wettergott extreme Stimmungsschwankungen und schickt mir einen nervenaufreibenden Mix aus frostiger Kälte, dicken Wolken und Regen, der sich in höheren Lagen in Schnee verwandelt. Sonnenstrahlen dringen nur selten durch die Wolkendecke über den Tatra-Gipfeln.

Auch Sommertage zwischen Juni und August sind kühler als im Rest der Slowakei und bringen nachmittags des Öfteren Gewitter mit schnellen Temperaturstürzen, auf die sich Wanderer gut vorbereiten sollten. Vor meiner Anreise habe ich nur Wandern in der Hohen Tatra im Sinn, seit mir vor ein paar Jahren traumhafte Fotos aus diesen Bergen vor Augen gekommen sind. Über das Wetter mache ich mir keine Gedanken – im Nachhinein ein Fehler, der Wandermöglichkeiten auf ein Minimum beschränkt und mir eine Menge Frust beschert.

Anreise von Deutschland nach Poprad

Wer Wandern Hohe Tatra auf der Agenda hat, wird außerdem feststellen, dass solch ein Outdoor-Abenteuer mit einer langen Anreise verknüpft ist. Zwar befindet sich vor den Toren von Poprad ein Flughafen, doch es gibt keine Direktflüge aus Deutschland. Der nächste mögliche Airport ist Krakau (KRK), und die zwei- bis dreistündige Weiterreise aus Polen kann entweder per Fernbus oder Mietwagen erfolgen.

Wählt man als Fortbewegungsmittel die Bahn, ist es ratsam, eine Zwischenübernachtung einzuplanen, zum Beispiel in Bratislava, wo stündlich ein Zug nach Poprad abfährt. Wegen Bauarbeiten an den Gleisen sind Zugverspätungen auf dieser Strecke aktuell gang und gäbe.

Spisska Sobota in Poprad
Alter Stadtteil von Poprad, Foto: Reise-Liebe

Poprad – das Tor zur Hohen Tatra

Poprad nutze ich als Ausgangspunkt für meine Wanderungen. Bei dieser verschlafenen Kleinstadt am Fuße der Hohen Tatra handelt es sich um den Start der Tatrabahn – 684 Meter über dem Meeresspiegel. Die elektrische Schmalspurbahn fährt stündlich bis in die späteren Abendstunden (im Sommer und Winter sogar halbstündlich) und verfügt über zwei Strecken: von Poprad bis Štrbské Pleso und von Stary Smokovec nach Tatranská Lomnica. Ein Umstieg von einer Bahn in die andere ist in Stary Smokovec möglich. Praktischerweise können Reisende mit einem Tagesticket für sieben Euro unbegrenzt mit der Schmalspurbahn durch die Tatra tuckern (Stand: 2025).

Das architektonische Highlight von Poprad ist der mittelalterliche Stadtteil Spišska Sobotá, wo sich zahlreiche Pensionen und einige rustikale Cafés angesiedelt haben. Ein Spaziergang rund um die Sankt-Georgs-Kirche mit den wertvollen Holzschnitzereien fühlt sich an wie eine Reise in die Vergangenheit. Entspannt schlendere ich über Kopfsteinpflaster und bewundere die Fassaden der barocken und gotischen Bürgerhäuser. Ein gemütliches Flair voller Nostalgie umgibt mich – die perfekte Erholung nach einem Anflug von Wetterfühligkeit.

Kirche von Stary Smokovec
Kirche von Stary Smokovec, Foto: Reise-Liebe

Wandern Hohe Tatra – der Einstieg

Als Einstiegswanderung in der Hohen Tatra eignet sich der Weg von Stary Smokovec nach Hrebienok. Stary Smokovec ist ein historischer Kurort voller romantischer Holzvillen und einem alpenländisch anmutenden Gotteshaus. Die 1888 erbaute Kirche der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria fasziniert mit einer Fachwerkfassade und kunstvollen Holzverzierungen. Sie zählt zu den beeindruckendsten Gebäuden des Ortes, wo eine Zahnradbahn binnen weniger Minuten nach Hrebienok fährt.

Mehrere wandernde Schulklassen füllen die Bahn dicht an dicht gedrängt, während ich neben der Trasse die rund 250 Höhenmeter zu Fuß überwinde. Es ist eine einfache Wanderung bis zur Gebirgsstation, die mit einem Eishotel, einem Restaurant und kitschigen Souvenirs aufwartet. Oben angekommen, ergreife ich die Chance, weiter zu den Wasserfällen Dlhy Vodopád und Vodopády Studeného potoka zu laufen. Der Weg ist steinig und führt an der Bilikova-Hütte vorbei. Wer mag, kann sich in dem alpinen Holzhaus ein zünftiges Essen gönnen und in einem der Fremdenzimmer übernachten.

Allein wegen der plätschernden Wasserfälle des eisigen Gebirgsstroms lohnt sich die Wanderung. Minutenlang verweile ich an den Kaskaden und lasse mich von dem tosenden Wasser des Flusses in eine meditative Stimmung versetzen. Dann steige ich auf dem gleichen Pfad von 1.272 Meter auf 1.025 Meter ab.

Wandern Hohe Tatra zum Gletschersee von Strbske Pleso
Gletschersee von Strbske Pleso, Foto: Reise-Liebe

Schneegestöber in höheren Lagen

Aufstiege in höhere Gebirgslagen lässt das Maiwetter in der Hohen Tatra nicht zu. Klirrende Frostigkeit lässt mich diesen Umstand zwischen Štrbské Pleso und Popradské Pleso erbarmungslos spüren. Als ich in Štrbské Pleso auf 1.347 Meter Höhe den klaren Gletschersee umrunde, stelle ich mir wehmütig vor, wie er wohl bei blauem Himmel und Sonnenschein türkis leuchtet. In dem Moment hängen dicke Wolken so tief, dass sie die verschneiten Gipfel der Berge verschwinden lassen.

Feine Schneeflocken wirbeln um mich herum, als ich die Wanderung auf dem Waldweg nach Popradské Pleso fortsetze. Trotz des rauen Wetters sind Familien mit kleinen Kindern auf die gleiche Idee gekommen. Klamm umklammern meine frierenden Finger den Wanderstock, der mir auf dem steinigen Untergrund zusätzlichen Halt gewährt. Handschuhe und Winterbekleidung standen nicht auf meiner Packliste. Warum auch? Es ist Mai!

Bergsee in Popradské Pleso
Bergsee in Popradské Pleso, Foto: Reise-Liebe

Das atemberaubende Bergpanorama spendiert mir eine Entschädigung für die wetterbedingten Strapazen beim Wandern in der Hohen Tatra. Mit den Gipfeln im Blick, Steinen und einer dünnen Schneeschicht unter den Sohlen erreiche ich den Bergsee von Popradské Pleso und flüchte mich in eines der beiden Restaurants, um mich bei Cappuccino und Tiramisu aufzuwärmen.

In der Nähe befindet sich eine weitere Sehenswürdigkeit: ein symbolischer Friedhof mit Kapelle, bunten Holzkreuzen und Gedenkplatten für die Menschen, die beim Wandern und Bergsteigen in der Hohen Tatra tödlich verunglückt sind. Vor solchen Gefahren bewahrt mich das Wetter: Ich komme gar nicht erst in die Nähe der Gipfel, nicht einmal mit der Seilbahn ab Tatranská Lomnica. Der höchste unter ihnen ist der Gerlachovsky štit (2.655 Meter) in der Slowakei.

Symbolischer Friedhof in Poradské Pleso
Symbolischer Friedhof in Poradské Pleso, Foto: Reise-Liebe

Wandern Hohe Tatra: Alternativen

Wandern Hohe Tatra – das war das Ziel meiner Reise, doch die Lust wird mir an manchen Tagen gründlich verhagelt bzw. verschneit. Die folgenden Alternativen bieten sich zum Verweilen bei schlechtem Wetter an.

AquaCity Poprad

In Poprad gibt es ein großes Erlebnis- und Wellnessbad für die ganze Familie: die AquaCity. Zur Stromversorgung verwendet es Sonnenenergie und Thermalwasser, weshalb die Anlage als Paradebeispiel für sanften Tourismus gilt und 2007 als erstes umweltfreundliches Resort der Welt ausgezeichnet wurde. Die Gestaltung des Badebereichs wirkt recht lieblos, doch im Wellnessbereich warten mehrere stimmungsvoll beleuchtete Saunen, Dampfbäder, Pools und Ruheräume.

Wichtig zu wissen für Gäste aus Deutschland: In den Schwimmbecken im Wellnessbereich herrscht Badesachen-Pflicht und beim Saunieren müssen weiße Bettlaken getragen werden … Diese Stofffetzen kleben nach einigen Saunagängen feucht am Körper und das Wohlgefühl ist dahin. Andere Länder, andere Sitten!

Galéria Poliankovo

Zufällig entdecke ich an einem Regentag in Tatranská Polianka eine Galerie, die ich spontan besuche und angenehm überrascht werde. Auf 600 Quadratmeter Fläche verbindet die Ausstellung in der Galéria Poliankovo Kunst und Wissensvermittlung über die Hohe Tatra mit modernen digitalen Technologien. Dazu gehören Hologramme, 3D-Projektionen und eine Augmented-Reality-Brille, die Besucher in das Innere einer Tropfsteinhöhle versetzt. Im zweiten Stock hängen Gemälde des slowakischen Künstlers Lubomir Korenk. Hält man ein Tablet mit einer speziellen Software davor, werden die Motive auf dem Bildschirm zum Leben erweckt!

Wandern Hohe Tatra nur im Sommer

Mein Fazit nach einer Woche in der Slowakei: Wer in der Hohen Tatra wandern will, sollte sich frühestens ab Juni auf den Weg machen. Der Mai hat mich mit frostigen Temperaturen, Wolken, Regen und Schneefall eiskalt erwischt. Obwohl der Anblick der Landschaft trotz widriger Bedingungen fesselt, bleibt ein bitterer Beigeschmack: Ohne Mütze, Handschuhe und Thermoschicht bin ich zu früh dran. Der Zauber der Berge ist zwar spürbar, aber gedämpft. (as)

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