Ribbeck im Havelland: Fontanes berühmter Birnbaum

Ribbeck im Havelland

Meine vierte Etappe auf dem Fontane Radweg führt mich am 16. April 2020 nach Ribbeck im Havelland. Nachdem ich am Ostersonntag meine Radtour fürs Erste in Rathenow beendet habe, starte ich im benachbarten Nennhausen, um mein Etappenziel Brieselang anzusteuern. Wer bereits im Naturpark Stechlin-Ruppiner Seenland auf den Spuren von Theodor Fontane geradelt ist, mag diese Etappe als langweilig und unspektakulär empfinden. Lange Wegstücke führen entweder über Landstraßen oder schlecht befestigte Schotterwege und landwirtschaftliche Nutzlandschaft.

Kirche und Birnbaum in Ribbeck
Kirche und Birnbaum in Ribbeck, Foto: Reise-Liebe

Herr von Ribbeck lebt

Die Strecke beinhaltet jedoch ein Highlight, das nicht nur eingefleischte Fontane-Fans reizvoll finden dürften: das Dorf Ribbeck. Wohl alle Deutschen haben irgendwann im Laufe ihrer Schulzeit das Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ gelesen. Dieser gutmütige Herr, der Kindern Birnen schenkt und stirbt, ist keine erfundene literarische Figur. Die märkische Familie wurde erstmals im Jahr 1237 mit Heinrich von Ribbeck, seinerzeit Priester in Brandenburg, erwähnt. In einem Video auf der Website des Adelsgeschlechts liest sein Nachfahre Friedrich-Carl Kindern das berühmte Fontane-Gedicht vor.



Als ich vor der lachsfarbenen Dorfkirche am Birnbaum stehe, versuche ich mich ebenfalls an ein paar Zeilen. Am regionalen Dialekt scheitere ich jedoch als gebürtige Niedersächsin kläglich! Der Baum, der in meiner Anwesenheit so schön blüht, ist auch nicht der Original-Birnbaum, der den Romancier zu Versen wie „Wiste ’ne Beer?“ inspiriert hatte. Ein schwerer Sturm riss ihn im Jahr 1911 um.

Kirche und Birnbaum
Kirche und Birnbaum in Ribbeck, Foto: Reise-Liebe

Geschlossene Cafés

Rund um den idyllischen Ribbecker Kirchplatz haben sich mehrere heimelig wirkende Cafés angesiedelt. Man bekommt sofort Lust, Kaffee und ein Stück Birnenkuchen zu genießen. Da ich es aber wieder gewagt habe, trotz Corona Berlin zu verlassen, bleibt mir, wie allen anderen Besuchern und Dorfbewohnern, der Zutritt verwehrt. Ein Schriftzug an einer Mauer verkündet: „Weise gehen in den Garten.“ Daneben hängt ein Schild mit der Aufschrift „Betreten des Gartens verboten“. In Gedanken ergänze ich: „Weisheit im Garten Deutschland verboten.“

Ebenfalls geschlossen ist das prächtige Schloss von Ribbeck, das der Familie einst als Gutshaus diente. Heute beherbergt es ein Standesamt, ein Museum, wechselnde Ausstellungen, ein Restaurant und einen Veranstaltungssaal, wo nun auf unbestimmte Zeit keine Konzerte mehr stattfinden.

All das deprimiert mich während meiner Radtou. Irgendwann, wenn die Freiheit aller Bürgerinnen und Bürger wiederhergestellt ist, werde ich nach Ribbeck zurückkehren und einen intensiveren Dorfspaziergang machen.

Mein Tipp zum Abschluss: Ab Berlin lohnt sich die Anreise mit der Regionalbahn nach Nauen. Das Dorf ist rund zehn Kilometer von der Endstation entfernt und damit ein Ziel für entspannte Familien-Radtouren. (as)

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